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Griff zu virtuellem Pinsel und Schere

Digital Experimente von Bero Beinlich und Christian Steuler im Bunker

Bielefeld (uj). Von dem Augenblick an, wo mittels Fotografie ein realistisches Abbild erzeugt werden konnte, suchten Fotografen nach Wegen, die Realität im Nachhinein zu verändern und eigene künstlerische Aspekte einzubringen. Nichts anderes machen Bero Beinlich und Christian Steuler.

Digitale grafische Fotoexperimente der beiden Fachhochschulstudenten sind derzeit unter dem Titel »Vision und Wirklichkeit« im Bunker Ulmenwall zu sehen. Beiden gemeinsam ist, dass sie mit Hilfe rechnergestützter Bildbearbeitung selbst erstellte Fotos verfremden. Auf diesem Wege entstehen zum Teil veränderte Wirklichkeiten mit surrealer Anmutung.
Bero Beinlich studiert Gestaltung und Grafik-Design. Die Affinität zur Grafik findet sich zum Teil auch in seinen Bildern wieder, die Beinlich zu harmonischen Serien zusammenstellt. So sind es die symmetrischen Fensterreihen eines Hochhauses, die wiederkehrenden Rippenmuster in Heizkörpern oder generell die regelmäßigen Anordnungen architektonischer Begebenheiten, die Beinlich mit einer Digitalkamera fotografiert.
Nicht immer, aber häufig wird am Computer nachbearbeitet. So erhält die Flurflucht im Kellergeschoss eines Haues durch farbliche Bearbeitung und Kontrastgebung eine bedrohliche Aura. Zu einem malerischen Duktus, der den Fotos innewohnt, zielt Beinlich stets auch auf emotionale Wirkung ab. Seine Fotoserien generiert er aus einem reichen Fundus an Bildmaterial. »Ich will die Realität mit künstlerischen Augen widerspiegeln«, sagt der 29-Jährige und greift dabei zum virtuellen Pinsel, der Computermaus.
Ganz ähnlich verfährt Kommilitone Christian Steuler, dessen Werkzeug indes die virtuelle Schere ist. Am Computer erstellt er Collagen aus Stadtansichtigen und vereint dabei verschiedene Perspektiven in einem Bild. Naturgetreue Objekte werden in ungewohnten Arrangements platziert, gedreht, gespiegelt und auf den Kopf gestellt. Seine so erstellten Fotocollagen erinnern bisweilen an die Zeichnungen M.C. Eschers. Auch in ihnen ist die Grenze zwischen Realität und Vision aufgehoben.
Die Werke sind bis zum 14. November im Bunker Ulmenwall zu sehen.

Artikel vom 08.10.2005