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Altersvorsorge
»zu komplex«

AWD steht vor Umsatzrückgang

Frankfurt (Reuters). Der Finanzmakler AWD wird 2005 den ersten Umsatzrückgang seit zehn Jahren hinnehmen müssen. Wegen der schwachen Binnenkonjunktur und zu komplexer Produkte in der Altersvorsorge wird das hannoversche Unternehmen nicht an die Rekordwerte von 2004 anknüpfen.
Maschmeyer: nur Wachstumsdelle. Foto: dpa

»Wir haben unterschätzt, dass auch unsere Kunden in Deutschland einen Lernprozess durchlaufen. Der Aufklärungs- und Informationsbedarf ist immens«, sagte AWD-Chef Carsten Maschmeyer. Das im Nebenwerte-Index MDax gelistete Unternehmen berät seine Kunden in Fragen der Altersvorsorge und kassiert für die Vermittlung von Finanzprodukten Provisionen.
»Früher war die Lebensversicherung das Allheilmittel. Heute müssen sich die Verbraucher mit Rürup, Riester, der betrieblichen Vorsorge und vielem mehr auseinander setzen.« Das verunsichere sie und führe zu einer starken Kaufzurückhaltung. In dieser Marktlage sei eine gleichstarke Entwicklung wie 2004 kaum realisierbar. Allerdings sprach der AWD-Konkurrent MLP zugleich von einem positiven Trend und bekräftigte seine Jahresprognose.
Nach den vorläufigen Zahlen für das dritte Quartal 2005 belief sich der AWD-Umsatz auf etwa 142 Millionen Euro und fiel damit um 13 Prozent zum Vorjahr. Für die ersten neun Monaten ergibt sich ein Rückgang von fünf Prozent. Im Gesamtjahr soll mindestens ein Umsatz von 600 (VOrjahr: 700) Millionen Euro erzielt werden. Das operative Ergebnis (Ebit) lag im dritten Quartal bei einer Million Euro nach gut 17 Millionen Euro im Vorjahr. Die Dividende für 2005 werde voraussichtlich nur noch ein Euro je Aktie betragen. Für 2004 waren noch 1,25 Euro je Anteilsschein ausgeschüttet worden. AWD hatte den Anlegern in der Vergangenheit immer wieder zweistellige Wachstumsraten bei Umsatz und Ebit versprochen, weil das Unternehmen in einem langfristigen Wachstumsmarkt agiere. AWD sieht selbst nur eine Wachstumsdelle und will schon 2006 wieder prozentual zweistellig zulegen. Positiv würden sich dann Investitionen auswirken, die im dritten Quartal zusätzlich mit knapp zehn Millionen Euro negativ zu Buche schlugen, argumentierte der Vorstand.

Artikel vom 07.10.2005