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Der nächste Schritt zur WM

Test gegen die Türkei: Lukas Podolski stürmt in der deutschen Startelf

Istanbul (dpa). Mit einer kleinen Bootstour auf dem Bosporus stimmte Jürgen Klinsmann die deutschen Nationalspieler auf den Härtetest gegen die Türkei ein, bei dem der Bundestrainer auch ohne Kapitän Michael Ballack auf keinen Fall baden gehen will.

Im Istanbuler Atatürk-Stadion soll sich an diesem Samstag (20.00 Uhr/ZDF) mit dem über Nacht fit gewordenen Top-Stürmer Lukas Podolski eine deutsche Elf präsentieren, die dem mit mehreren Bundesliga-Profis antretenden WM-Dritten von 2002 entschlossen Paroli bieten soll. »Wir haben großen Respekt vor den Türken. Aber wir konzentrieren uns auf unsere Stärken und wollen den nächsten Schritt zur WM machen -
ganz einfach«, verkündete Klinsmann zuversichtlich.
Torhüter Oliver Kahn wird 14 Monate nach seiner Ablösung durch Bayern-Kollege Ballack bei seinem Kapitäns-Comeback eine Mannschaft aufs Feld führen. Klinsmann gab grünes Licht für den Einsatz des 20-jährigen Podolski, dessen Mitwirken wegen seiner Oberschenkel-Verletzung stark gefährdet erschien. »Wir haben ihn behutsam aufgebaut. Er ist vollkommen wiederhergestellt. Seinem Einsatz dürfte nichts im Wege stehen«, sagte Klinsmann, der ein Fitspritzen des Kölners ausschloss.
Auch bei der knapp 90-minütigen Schiffstour zwischen dem europäischen und asiatischen Teil Istanbuls war Podolski am Freitag mit an Bord. Auf Einladung von Klinsmann war auch Christoph Daum, der Trainer von Fenerbahce Istanbul, als Reiseführer dabei. »Es war sehr angenehm, uns austauschen zu können«, sagte Klinsmann. Die Spieler genossen bei Sonne und leichten Wellengang mehr den Ausblick auf die Millionen-Metropole. »Nur einmal hat es kräftiger geschaukelt«, berichtete der Leverkusener Bernd Schneider nach der Rückkehr.
Podolski soll gemeinsam mit dem für Klose stürmenden Schalker Kevin Kuranyi da weiter machen, wo er zuletzt beim 4:2-Erfolg gegen Südafrika mit drei Treffern aufgehört hatte. Allerdings hat Kahn als »vordringliches Ziel« das Tore verhindern ausgegeben. Der Torhüter fordert, im drittletzten Länderspiel des Jahres »kompakt zu stehen und keine Gegentore zu bekommen«. Das ist der DFB-Auswahl in den letzten zehn Länderspielen nur ein einziges Mal gelungen, im Juni beim 3:0 gegen Afrika-Meister Tunesien beim Confederations Cup. In den sechs Länderspielen seitdem gab es 14 Gegentore, was einen Besorgnis erregenden Schnitt von 2,3 Treffern pro Partie ergibt.
»So lange wir mehr Tore schießen als kassieren, ist das okay«, beschwichtigte Team-Manager Oliver Bierhoff. Auch Klinsmann will gegen die Türken, die in der Startelf vermutlich in Hamit Altintop (Schalke), Halil Altintop (Kaiserslautern), Yildiray Bastürk (Hertha) und Alpay Özalan (Köln) gleich vier Bundesliga-Profis aufbieten werden, an seiner offensiven Spiel-Philosophie nicht rütteln. »Ein Torwart will natürlich am liebsten immer zu Null spielen, ein Stürmer dagegen will möglichst viele Tore schießen«, erklärte der Bundestrainer, der sich auch von vermehrter Kritik an seiner WM-Marschroute nicht beirren lässt: »Wir können es halt nicht allen Recht machen.«

Artikel vom 08.10.2005