07.10.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Nach 60 Jahren
erstmals eine
Bombensuche

Gestern Einsatz an Talbrückenstraße

Von Jens Heinze (Text und Foto)
Schildesche (WB). »Bis zu meiner Pensionierung im nächsten Jahr werde ich sicherlich noch einige Male hier sein«, so die Prognose von Sprengmeister Rudi Mende (58). Denn gestern stand für den erfahrenen Experten in Sachen Blindgängersuche erneut ein Einsatz im ehemaligen Bombenabwurfgebiet rund um den Schildescher Viadukt auf dem Programm.

Der Feuerwerker vom Kampfmittelbeseitigungsdienst der Bezirksregierung und seine drei Kollegen fahndeten dieses Mal entlang der Talbrückenstraße nach explosiven Resten aus dem Zweiten Weltkrieg. Ob sie etwas gefunden haben, das steht wohl erst Anfang kommender Woche fest - dann soll die Auswertung der Messergebnisse vorliegen.
Im Sucharreal zwischen Ringenberg- und Niederfeldstraße wollen Stadtwerke und Telekom voraussichtlich von der nächsten Woche an neue Leitungen im Bereich des Rad-/Gehweges der Talbrückenstraße in Richtung Viadukt verlegen. »Es ist Vorschrift, vor den Erdarbeiten in einem ehemaligen Bombenabwurfgebiet nach Blindgängern zu suchen«, erklärte Rainer Sander von der Zivil- und Katastrophenschutzabteilung der Berufsfeuerwehr Bielefeld Sinn und Zweck der Aktion der Kampfmittelbeseitiger.
Zu übersehen war ihr gestriger Einsatz unweit der viel befahrenen Kreuzung Engersche-/Talbrückenstraße jedenfalls nicht: Damit die Messwerte der von Munitionsräumarbeiter Karl Heinz Clemens geführten Metallsonde nicht verfälscht wurden, waren im Rahmen einer Wanderbaustelle zwischen 8.30 und 14 Uhr Teile der rechten in Richtung Baumheide führenden Fahrspur der Talbrückenstraße gesperrt. So konnte Fachmann Clemens den Rad-/Gehweg mit seinem Spezialgerät Meter für Meter in aller Ruhe absuchen.
Die in einem Kleincomputer gespeicherten Aufzeichnungen der Metallsonde werden jetzt in der Hagener Leitstelle des Kampfmittelbeseitigungsdienstes ausgewertet. »Voraussichtlich kommenden Montag«, so Sprengmeister und Einsatzleiter Rudi Mende, »werden wir wissen, ob im Schildescher Ortszentrum ein Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg liegt.«
Denn, so verwunderlich es nach den schweren Luftangriffen der Briten und Amerikaner auf den Viadukt in den Jahren 1944/45 auch scheint - gestern, so versicherte Feuerwerker Mende, sei das Erdreich unter dem Rad-/Gehweg zwischen Ringenberg- und Niederfeldstraße zum ersten Mal in den 60 Jahren nach Ende des Zweiten Weltkrieges abgesucht worden.
Der letzte größere Einsatz der Kampfmittelbeseitiger liegt erst gut drei Monate zurück. Ende Juni war unweit des gestrigen Suchbereiches an der Straße An der Kreuzflur nach Blindgängern gefahndet worden. - Und im April war Rudi Mende sogar fündig geworden - neben der Firma Schüco entschärfte er eine sechs Jahrzehnte alte amerikanische Bombe mit 250 Kilo TNT.

Artikel vom 07.10.2005