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Patienten sollten im Beratungsgespräch mit ihrem Arzt klären, was zu tun ist.Foto: BGV

So früh wie möglich, so intensiv wie nötig

Rheumatoide Arthritis: Rechtzeitige Therapie kann vor irreversiblen Gelenkschäden schützen

Um das Fortschreiten der rheumatoiden Arthritis aufzuhalten und einen zunehmenden Funktionsverlust der Gelenke zu verhindern, sollten Rheumapatienten so früh wie möglich und so intensiv wie nötig behandelt werden. Eine rechtzeitige Basistherapie mit so genannten krankheitsverändernden antirheumatischen Medikamenten (Disease Modifying Antirheumatic Drugs, DMARDs) kann vor irreversiblen Gelenkschäden schützen.

Die rheumatoide Arthritis ist eine der häufigsten chronischen Erkrankungen. Allein in Deutschland leiden rund 800  000 Menschen an rheumatischen Gelenk-entzündungen. Meist schreitet die Erkrankung schnell voran und kann innerhalb kurzer Zeit zu irreversiblen Schäden führen. Bereits in den ersten beiden Krankheitsjahren zeigen 93 Prozent der Patienten mit rheumatoider Arthritis radiologisch auffällige Gelenkveränderungen, so die Ergebnisse der TICORA-Studie.
Ebenfalls in diesem Zeitraum entsteht die Mehrzahl neuer Gelenkschäden. Diese können jedoch vermieden werden, wenn bereits in der Frühphase der rheumatoiden Arthritis eine Behandlung mit DMARDs wie beispielsweise Methotrexat oder Ciclosporin erfolgt. Diese Basismedikamente können die Gelenkzerstörung stoppen und den Heilungsprozess einleiten. Hierbei sind die modernen DMARDs wesentlich effektiver als die früher verwendeten.
Entscheidend ist, dass durch einen raschen Wirkungseintritt der Therapie in den ersten sechs Monaten der Erkrankung die Funktionsfähigkeit der bedrohten Gelenke gerettet wird. Besonders wirksam ist ein frühzeitiger Wechsel auf eine Kombinationstherapie mit DMARDs. Hierdurch können die Heilungschancen nach den international anerkannten Kriterien der amerikanischen Fachgesellschaft für Rheumatologie auf über 60 Prozent gesteigert werden. Dies gilt besonders für neudiagnostizierte Patienten mit hohen Risikofaktoren für eine rasch fortschreitende Erkrankung. Eine aktuelle finnische Therapiestudie bestätigt, dass die Lebensqualität der Arthritispatienten in den Folgejahren stark vom Frühverlauf der Erkrankung abhängt. Die Patienten, die innerhalb des ersten halben Jahres mit einem Stillstand des Krankheitsprozesses auf die Therapie ansprachen, mussten in den Folgejahren weder eine Frühverrentung noch vermehrte Arbeitsunfähigkeitstage befürchten. Dies gelang wesentlich besser mit einer sofortigen, aggressiven Kombinationstherapie mit DMARDs als mit einer Monotherapie und einer eher abwartenden Einstellung.
Lassen sich die Gelenkentzündungen trotz einer maximalen konventionellen Kombinationstherapie mit DMARDs nicht in den Griff bekommen, sollten so genannte Biologicals, eine neuere - meist gentechnisch hergestellte - Medikamenten-Form, eingesetzt werden. Eine solche Therapie ist jedoch sehr kostenintensiv. Nach den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie dürfen Biologicals nur bei den Patienten eingesetzt werden, bei denen mit den üblichen DMARDs über einen Zeitraum von sechs Monaten nicht der gewünschte Erfolg erzielt werden konnte.
Weitere Informationen zur Therapie der Rheumatoiden Arthritis enthält die Broschüre »Volkskrankheit Rheuma - Rheumatoide Arthritis« des Bundesverbandes für Gesundheitsinformation und Verbraucherschutz.
Der Ratgeber ist kostenfrei und kann schriftlich angefordert werden beim BGV-Info Gesundheit e.V., Gotenstraße 164 in 53175 Bonn sowie im Internet unter
www.bgv-rheuma.de

Artikel vom 18.11.2005