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Alltag und Gefühle der Menschen

Der englische Dramatiker Harold Pinter wird am Montag 75 Jahre alt

London (dpa). Bereits als Harold Pinter seinen 70. Geburtstag feierte, machte die Formulierung vom »zornigen alten Mann« die Runde. Fünf Jahre später tragen britische Berichte über einen der wichtigsten Dramatiker des 20. Jahrhunderts ähnliche Überschriften.
Der englische Dramatiker Harold Pinter.Foto: dpa

Zwar ist es künstlerisch um Pinter, der am Montag 75 wird, immer stiller geworden. Doch seinen Kampfgeist hat der Autor, Theaterregisseur und Darsteller nicht verloren: Er attackierte immer wieder die Irak-Politik von George W. Bush und Tony Blair. Einen ganz persönlichen Kampf führt er seit drei Jahren gegen Kehlkopfkrebs.
Der Autor reflektiert in seinen Bühnenwerken den Alltag, wirkliche Menschen, ihre Sprache und ihre Gefühle. Seine Methode ist es, die Dialoge durch rätselhaftes Schweigen und Pausen zu unterbrechen. Auch das Verhalten der Akteure bleibt manchmal geheimnisvoll. Enge Zimmer, wenige Personen und Kurzauftritte von bedrohlichen Fremden sind weitere Stilelemente.
Am Anfang der Karriere Pinters, der als Sohn eines jüdischen Schneiders aus kleinen Verhältnissen im Londoner East End kam, stand der Einakter »Das Zimmer« (1957). Er spielt in einem ärmlichen Wohnzimmer eines Arbeiterehepaares. Vor fünf Jahren wurde »Das Zimmer« zusammen mit dem Spätwerk »Celebration« gezeigt, in dem Pinter einen Hochzeitstag in einem Londoner Edellokal ebenso böse wie heiter aufspießt.
Weltruhm erlangte er Anfang der 60er Jahre mit »Der Hausmeister«. Es folgten rund drei Jahrzehnte, in denen der Autor sein Publikum stets mit verstörenden Werken irritierte, aber zugleich für große Theaterabende sorgte. In Deutschland wurde auch seine Groteske »Moonlight« (1993) mit Erfolg inszeniert.

Artikel vom 08.10.2005