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Private finanzieren Infrastruktur

Konstantin von Wrede über neue Fonds und neue Bezahlmodelle

Von Bernhard Hertlein
Bielefeld (WB). Globalisierung und Privatisierung bringen frischen Wind ins Anlagegeschäft. Das Angebot wird breiter und differenzierter. Nun werden sich auch die Art der Beratung und die Gebührenstruktur internationalen Gepflogenheiten anpassen müssen.

Diese Auffassung vertritt jedenfalls Konstantin von Wrede im Blick auf viel verbraucherfreundlichere Vorschriften in den USA. Der jetzige Repräsentant der Münchner Vermögensverwaltung Döttinger/Straubinger in Willebadessen (Kreis Höxter) hat nach einer Lehre bei der Deutschen Bank in Saarbrücken, Studium in Münster und Konstanz sowie dreijährigem Engagement im Finanzbereich der ABB Mannheim von 1999 bis 2003 für die Deutsche Bank in New York gearbeitet. Erschüttert von den Folgen des Crashs am Neuen Markt, der viele schlecht informierte Kleinanleger ihr Vermögen gekostet hat, kam von Wrede in Kontakt mit »Fee only Advisers«. Diese Berater kassieren keine Provisionen von Fondsgesellschaften, sondern finanzieren sich ausschließlich von den Gebühren, die sie ihren Kunden in Rechnung stellen.
Die Gebühr orientiert sich im Idealfall am Profit des Anlegers. Konstantin von Wrede verdeutlicht die Zielsetzung am Beispiel eines geschlossenen Infrastrukturfonds des australischen Anbieters Macquarie. Entgegen der ursprünglichen Intention der ausgebenden Gesellschaft, die eine fünfprozentige Gebühr vorsah, offerierte Döttinger/Straubinger den Fonds ohne Ausgabegebühr; stattdessen erhält das Unternehmen nach zehn Jahren einen Anteil des Gewinns, der die Zehn-Prozent-Marke überschreitet. »Unser Risiko ist begrenzt«, sagt von Wrede. Bei ehemals öffentlichen Aufgaben wie der Gasversorgung in London oder einer Schnellbahn vom Flughafen Stockholm in die schwedische Hauptstadt seien die Einnahmen mit einiger Wahrscheinlichkeit lange im Voraus zu berechnen. Voraussetzung für das Funktionieren eines solchen Bezahlmodells ist allerdings eine gewisse Menge eingesetzten Kapitals. Kunden von Döttinger/Straubinger verfügen in der Regel über ein freies Vermögen von mindestens einer Million Euro.
Von Wrede geht davon aus, dass Infrastrukturfonds sich in wenigen Jahren auch in Deutschland sehr verbreiten werden. Angesichts der hohen Staatsverschuldung sollten die Anleger jedoch sehr genau prüfen, für welchen Fonds sie sich entscheiden. Hier sei die Wasserversorgung der Schule oder Justizvollzugsanstalt vorzuziehen. Erstere sei durch staatsunabhängige Einnahmen stärker abgesichert.

Artikel vom 06.10.2005