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Doping-Rekorde
bleiben bestehen

DLV lehnt Geipel-Antrag ab

Berlin (dpa). Die frühere DDR-Sprinterin Ines Geipel (früher Schmid) hat mit ihrem Versuch, ihren Namen aus einem dopingverdächtigen Rekord streichen zu lassen, kaum Erfolgsaussichten beim Deutschen Leichtathletik-Verband.
Wie der DLV bestätigte, ist die Begründung für die Ablehnung von Geipels Ansinnen bereits vorbereitet. Das Schreiben muss jedoch noch vom DLV-Präsidium bei seiner Sitzung am 25./26. November in Mörfelden-Walldorf genehmigt werden.
Die in Berlin lebende Schriftstellerin und Professorin Geipel hatte DLV-Generalsekretär Frank Hensel Ende Juli gebeten, ihren Namen aus dem deutschen 4 x 100-Meter-Rekord des SC Motor Jena zu löschen. Die 1984 in Erfurt zusammen mit Bärbel Wöckel, Ingrid Auerswald und Marlies Göhr gelaufene Zeit (42,20 Sekunden) ist bis heute von deutschen Vereinsstaffeln unerreicht.
Geipel hat auf eine »hinlänglich geklärte« Doping-Geschichte des DDR-Sports und ihre Aussagen im Prozess gegen DDR-Sportchef Manfred Ewald und den Sportmediziner Manfred Höppner verwiesen, die auch Gegenstand ihres Buches »Verlorene Spiele« sind. Nach dem Brief an Hensel hat der DLV der früheren Athletin einen Zwischenbescheid gegeben. Volker Wollschläger, der Vorsitzende der Wettkampf-Organisation beim DLV, arbeitete die Begründung aus, die mittlerweile an Hensel und DLV-Präsident Clemens Prokop gegangen ist.
»Nach den internationalen Wettkampfbestimmungen kann keine einzelne Athletin beantragen, ihren Namen zu streichen. Die drei anderen Staffelmitglieder müssten damit einverstanden sein«, erklärte Wollschläger. Zudem müsste Geipel »den Mut haben zu sagen, dass sie zu dieser Zeit gedopt war«. Pauschalverdächtigungen oder Buchveröffentlichungen würden nicht reichen.
Helmut Digel, der Vizepräsident des Internationalen Leichtathletik-Verbandes (IAAF), kommentierte den Fall so. »Erstmals sagt ein Athlet: Ich möchte, dass wieder faire Bedingungen herrschen und dass ein solcher Rekord heute nicht mehr als Maßstab gilt«, sagte Digel. Der Sportwissenschaftler verwies auf die internationale Relevanz, denn die Zeit des Jenaer Quartetts steht als Weltrekord der Clubstaffeln auch in den IAAF-Listen. »Damit haben wir die alte Diskussion auf einer völlig neuen Ebene, angestoßen von einer Athletin. Ich habe eine Achtung vor diesem Schritt«, sagte Digel.
Der DLV hatte in Digels Amtszeit als Präsident vergeblich versucht, bei der IAAF die Rekorde aus der Anabolika-Hochzeit streichen zu lassen und neue Listen zur Jahrhundertwende durchzusetzen. Die IAAF lehnte dies jedoch damals ab. Digel will seinem DLV-Nachfolger Prokop empfehlen, die Streichung voranzutreiben.
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Artikel vom 07.10.2005