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Vujanovic
im Visier der
Staatsanwälte

Führt SCP-Stürmer eine Scheinehe?

Von Bernhard Liedmann
und Peter Klute
Paderborn (WB). »Alles Quatsch, ich liebe meine Frau Daniela und bin mit ihr glücklich verheiratet.« Empört reagierte Radovan Vujanovic, Stürmer des Zweitligisten SC Paderborn 07, gestern auf öffentliche Vorwürfe, er habe seine Frau vor zweieinhalb Jahren gegen eine Summe von 15 000 Euro nur geheiratet, um eine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis für die Europäische Union zu bekommen.

Die Staatsanwaltschaften in Wien und Paderborn ermitteln, entsprechende Anschuldigungen seines Beraters Thomas Pantelic hatten hierzu geführt.
Nach Aussage des 23-jährigen Angreifers hatten Vertragsstreitigkeiten mit seinem in Ulm wohnenden Berater die Anzeige in Österreich und ein enstprechendes Schreiben an die Polizei in Paderborn ausgelöst. Dabei sei es um monatliche Beträge von 600 bis 700 Euro gegangen. In der Anzeige bei der Wiener Staatsanwaltschaft wird behauptet, der Serbe hätte mit der Österreicherin Daniela Diem (34) eine Scheinehe geschlossen. Staatsanwalt Walter Geyer bestätigte entsprechende Ermittlungen: Eine Scheinehe sei allerdings in Österreich nicht strafbar, allenfalls könnte die Ehe annuliert werden und letztlich zu einem Erlischen der Arbeitserlaubnis führen.
Wegen des möglichen Verstoßes gegen ausländerrechtliche Bestimmungen erschien Vujanovic am Dienstag zu einer ersten Befragung in Paderborn. Hier erklärte er aber nur, dass er sich anwaltlich vertreten lassen wolle. Die Paderborner Staatsanwaltschaft prüft, ob ein Verstoß gegen das Meldegesetz vorliegt. Der Verdacht, sagt Oberstaatsanwalt Günter Krüssmann, sei jedoch »gering«. Die Ehefrau des SCP-Sportlers befindet sich nach Aussage von Vujanovic derzeit im Urlaub in Kroatien. Die beiden hatten am 26. September 2003 geheiratet.
Im Januar 2005 wechselte der Profi von Austria Wien nach Paderborn. Der heutige Zweitliga-Dritte spielte da noch in der Regionalliga. Nicht-EU-Ausländer dürfen von Amateur-Klubs nur mit einer entsprechenden Arbeitserlaubnis eingesetzt werden. Diese besitzt der Paderborner Kicker durch die Hochzeit mit einer EU-Bürgerin bis zum Jahr 2010, auf eine Einbürgerung in Österreich wartet er bis heute.
»Der Verein hat heute ebenso wie zum Zeitpunkt der Verpflichtung keine Veranlassung, an der Rechtmäßigkeit der Arbeitserlaubnis zu zweifeln. Als fürsorglicher Klub hat der SCP im Vorfeld der Verpflichtung mit Radovan Vujanovic darüber gesprochen und keinen Grund für eine Beanstandung festgestellt«, heißt es in der offiziellen Stellungnahme des SC Paderborn 07.
Sportliche Konsequenzen hat Vujanovic, ohnehin nur Ersatz und beim SCP noch keinmal über 90 Minuten im Einsatz, laut Sportlichem Leiter Günther Rybarczyk nicht zu befürchten. »Aber nun wissen wir, was dahinter steckt«, spielt Rybarczyk auf die zuletzt schwachen Trainingsleistungen des Stürmers an, der daraufhin von Trainer Jos Luhukay aus dem Kader für die Partie am Sonntag gegen die Offenbacher Kickers (4:1) gestrichen worden war.

Artikel vom 06.10.2005