06.10.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Tod von zwei Schülern
kein Fall für die Justiz

Südring-Unfall: Ermittlungen gegen Lkw-Fahrer eingestellt

Von Jens Heinze
Bielefeld (WB). Einer der schwersten und tragischsten Verkehrsunfälle auf Bielefelds Straßen wird kein strafrechtliches Nachspiel haben.

Die Staatsanwaltschaft hat nach dem Unfalltod von zwei Sechstklässlern (11/13) der Hauptschule Senne die Ermittlungen gegen einen Lkw-Fahrer (45) einer Spedition aus Kleve eingestellt. Der Mann hatte die Jungen am 30. November 2004 mit seinem Sattelzug auf dem Südring überrollt.
Es war ein schreckliches Unglück, das vergangenes Jahr weit über Bielefelds Stadtgrenzen hinaus für Schlagzeilen gesorgt hatte: Beim Weg zum Schulsport auf der Oetker-Eisbahn waren am Vormittag gegen 8.45 Uhr an jenem 30. November drei türkischstämmige Schüler an der Ecke Südring/Duisburger Straße auf die Fahrbahn gelaufen. Der Elf- und der 13-Jährige wurden auf dem Überweg der Fußgängerampel in Höhe Gleisdreieck vom 38 Tonnen schweren Getränkelastzug, der auf dem Südring unterwegs in Richtung Gütersloher Straße (B 61) war, erfasst und überrollt. Das dritte Kind, damals zwölf Jahre alt, überlebte den Unfall mit lebensgefährlichen Verletzungen.
Wie der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Reinhard Baumgart, und der Leiter des Polizei-Verkehrskommissariates Süd (Brackwede), Werner Rasch, gestern auf Anfrage bestätigten, sind die Ermittlungen gegen den Lkw-Fahrer wegen fahrlässiger Tötung eingestellt worden. Der 45-Jährige muss sich nicht strafrechtlich vor Gericht verantworten.
Zur Begründung verwiesen der Oberstaatsanwalt und der Hauptkommissar auf das Unfallgutachten. Demnach waren die Kinder bei Ampelrotlicht für Fußgänger zwischen einem Verkehrsstau auf der rechten Spur auf den Südring in Richtung Aquawede gelaufen. Fazit des Gutachters: Der Lkw-Fahrer, der sich mit seinem verkehrstauglichen Sattelzug an die vorgeschriebene Geschwindigkeit von »Tempo 60« gehalten habe, konnte die unvermittelt aus dem Stau vor seinem 38-Tonner auftauchenden Jungen nicht sehen. »Der Unfall wäre nicht zu vermeiden gewesen«, so Baumgart.
Wie Christiane Krumpholz, Teamleiterin Straßenverkehrsbehörde im städtischen Amt für Verkehr, gestern erklärte, gilt die Einmündung Südring/Duisburger Straße nach wie vor nicht als Unfallschwerpunkt. In diesem Jahr habe es dort 17 Bagatellunfälle ohne Verletzte oder schwere Sachschäden gegeben.

Artikel vom 06.10.2005