06.10.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Kahn kehrt als Kapitän zurück

Fußball-Nationalmannschaft: Hanke rückt für den erkrankten Klose nach

Hamburg (dpa). Jürgen Klinsmann muss umplanen und die eigentlich beendete Experimentier-Phase der deutschen Fußball-Nationalmannschaft notgedrungen beim Härtetest gegen den Weltmeisterschafts-Dritten Türkei verlängern.

Nach dem Ausfall von Kapitän Michael Ballack platzte gestern auch der vorgesehene erste Sturm, weil der Bundestrainer auf den an einer Grippe erkrankten Miroslav Klose verzichten muss. Für Klose nominierte Klinsmann den Wolfsburger Mike Hanke nach, der eigentlich morgen für die U-21-Auswahl gegen Wales stürmen sollte. Denn auch Lukas Podolskis Einsatz steht für die Partie am Samstag (20 Uhr/ZDF) in Istanbul wegen seiner Oberschenkel-Verletzung auf der Kippe.
Podolski konnte unter Aufsicht von Teamarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt nur ein individuelles Fitness-Programm absolvieren und äußerte sich skeptisch: »Man muss abwarten. Ich spüre immer noch einen Druckschmerz.«
Der Lichtblick nach dem zweitägigen Fitness-Test, der bei den Spielern »schwere Beine« hinterlassen hatte, war gestern Oliver Kahn: Nach der Knieverletzung, die den Bayern-Keeper am vergangenen Samstag zu einer Pause im Bundesligaspiel gegen den VfL Wolfsburg gezwungen hatte, hinterließ der 36-Jährige beim intensiven Training mit Torwartcoach Andreas Köpke einen blendenden Eindruck. »Ich habe einen Härtetest gemacht und war hochzufrieden«, sagte Kahn. Seinem Comeback als DFB-Kapitän in Istanbul steht nach dem Ballack-Ausfall damit wohl nichts mehr im Wege.
Nach seiner Auszeit gegen die Slowakei (0:2) und Südafrika (4:2), als sich sein Rivale Jens Lehmann beweisen durfte, geht Kahn mit hohen Erwartungen in die Begegnung mit dem WM-Dritten von 2002. Der 36-Jährige will persönlich unbedingt erstmals seit dem 1:0 Ende März gegen Slowenien im Nationaltrikot wieder einmal zu Null spielen. »Die Türkei ist ein guter Gegner in Europa. Es sollte unser vordringliches Ziel sein, kompakt zu stehen und keine Gegentore zu bekommen.«
Wie gegen Südafrika sollen Patrick Owomoyela (25 Jahre), Lukas Sinkiewicz (19), Per Mertesacker (21) und Marcell Jansen (19) die Abwehrkette vor Kahn bilden. Im Mittelfeld scheint neben Torsten Frings, Bernd Schneider und Bastian Schweinsteiger der Bremer Tim Borowski für die vakante Ballack-Position auserkoren zu sein. Der 25-Jährige traut sich die Aufgabe zu, verzichtete aber gestern beim Medientag der Nationalspieler auf forsche Forderungen. »Ich bin kein lauter Typ. Ich hätte nichts dagegen zu spielen. Aber das laut zu sagen, werde ich nicht tun«, erklärte Borowski.
Deutlichere Töne schlugen andere an. »Jetzt wird es langsam Zeit, dass die Mannschaft ein Gesicht bekommt«, unterstützte Kahn ausdrücklich den Plan von Klinsmann, die Experimentierphase acht Monate vor der Weltmeisterschaft beenden zu wollen.
Das Einspielen einer Stammformation sollte nach Kahns Vorstellungen aber auch die Torhüter-Position betreffen, doch Klinsmann will von der Rotation zwischen Kahn und Lehmann vorerst noch nicht abrücken. »Jürgen sieht das etwas anders als ich, er trägt dafür aber auch die Verantwortung«, stellte Kahn dazu fest.
Die voraussichtliche Aufstellung gegen die Türkei: Kahn - Owomoyela, Sinkiewicz, Mertesacker, Jansen - Frings - Schneider, Schweinsteiger - Borowski - Neuville, Kuranyi

Artikel vom 06.10.2005