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Warten auf den Erfolg

Theesen und Jöllenbeck im Landesliga-Abstiegssumpf

Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Lernen kann mitunter gnadenlos sein. Die grünen Jungs des Landesligaaufsteigers VfL Theesen zahlen zurzeit den Preis ihrer Jugend. Was ein gewisser Quell an Erfahrung ausmachen kann, demonstrierte am Sonntag der »in entscheidenden Phasen wachere« Tabellendritte Bünder SV. »Wir sehen viele Dinge nicht vorher, die einfach sind«, muss VfL-Coach Andreas Brandwein auf den Faktor Zeit setzen.

Eine Entwicklung sei bereits unverkennbar. »Wir spielen deutlich besser als zu Beginn der Saison«. Allerdings sähe manches im Training noch viel besser aus. »Wenn der Druck nicht da ist, geben die Jungs Vollgas. Aber im Spiel habe ich häufig das Gefühl, dass sie Angst haben, etwas verkehrt zu machen«.
Der enttäuschte Trainer ist heuer »drei Punkte« hinter seiner persönlichen Rechnung zurück, Teammanager Heinz-Werner Stork spricht von »vier verschenkten« Zählern. »Es stand zu befürchten, dass wir irgendwann im Abstiegsstrudel landen würden. Ich hätte diese Erfahrung gerne länger weg geschoben«, bedauert Stork. Klar, in der Bezirksliga war alles einfacher. Nach dem »Schulterklopfen« der Vorsaison muss jeder im VfL nun mit der neuen Situation fertig werden; nicht unbedingt einfach, wenn man erfolgsverwöhnt war oder ist.
Der VfL Theesen scheint an seinem Zenit angelangt. Erst einmal in dieser Saison führte der »Hurra-Fußball« zum Dreier, ausgerechnet beim starken SC Wiedenbrück. Die Gaudigstraße ist noch keine Festung. Die Theesener haben jetzt zweimal in Folge die Möglichkeit, ihren ersten Heimsieg einzufahren: gegen TuS Tengern und SV Avenwedde. »Sechs Punkte wären schön«, sagt Stork an die Adresse der Mannschaft.
Bis gestern noch nicht spielberechtigt war Esteban Russomano. Der 23-Jährige mit dem spanischen Pass, der bis zum Sommer 2006 in Deutschland weilt, hatte schon beim FC Gütersloh und VfB Fichte vorgespielt. »Er würde uns sicher verstärken«, ist Brandwein von den Qualitäten des defensiven Mittelfeldmannes überzeugt.
Dass der TuS Jöllenbeck momentan sogar einen Platz hinter Theesen Vorletzter ist - »indiskutabel«, schüttelt Trainer Dirk Palmowski enttäuscht das Haupt. Er hat sich von seinem ursprünglich geäußerten Saisonziel (»Platz fünf bis acht«) zunächst verabschiedet. »Wir müssen unseren Fokus darauf legen, so schnell wie möglich die Abstiegsregion zu verlassen«, spricht er von »Konsolidierung«. Dabei scheint es nur eine Frage der Zeit, wann der Hebel umspringt. »Die Mannschaft hat vom Charakter her das Potenzial. Spielanlage, Bereitschaft und Wille passen - die Jungs sind am Limit. Gegen Herford waren wir über 95 Prozent des Spiels die bessere Mannschaft«. Doch der jüngste Spieltag entpuppte sich wieder mal als ein Tag, an dem so mancher einem »Knipser« wie Cem Tanaz hinterhertrauerte.
Wieder 1:2, erst fünf Treffer in sieben Anläufen - eine Quote, die gesteigert werden muss. Die »Jürmker« haben ihre »inneren Ressourchen abgeklopft« und sich an Marko Blank erinnert. Obgleich ergraut, zeigte der aus der Reserve aufgerückte TuS-Goalgetter gleich in seinem ersten Einsatz, dass er das Tore schießen nicht verlernt hat. »Die Mannschaft wird von seinem Mitwirken profitieren und wieder zielstrebiger werden«, freut sich Palmowski und spricht sicher manchem Kollegen aus der Seele, wenn er feststellt: »Die Landesliga ist in dieser Saison so unberechenbar wie noch nie«.
Im absoluten Kellerduell gastiert Jöllenbeck am Sonntag beim sieglosen Schlusslicht GW Bustedt. Palmowski hofft, dass die Trennung vom früheren Jöllenbecker Goalgetter Daniel Wörmann nicht das »Jetzt-erst-recht-Erlebnis war, das Bustedt brauchte«.

Artikel vom 06.10.2005