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Die Zuckerrübe
wird noch billiger

Bauern vor Halbierung des Gewinns

Von Astrid Pinske
Bielefeld (WB). Die geplante Liberalisierung des Weltzuckermarktes wird die Landwirte in der Region möglicherweise noch stärker treffen als bisher angenommen. Der von den Rübenbauern bisher erwirtschaftete Gewinn könnte sich 2006 in vielen Fällen halbieren.

Die Zuckermarkt-Ordnung läuft in ihrer bisherigen Fassung am 30. Juni 2006 aus. Das Modell für die Zeit danach, das die EU-Kommission kürzlich vorgestellt hat, lässt etliche Erzeuger um ihre Existenz fürchten: Vorgeschlagen wird, die garantierten Mindestpreise um 37 Prozent und die von Brüssel vergebenen Anbauquoten um 16 Prozent zu kürzen. Gleichzeitig sollen die schützenden Import-Beschränkungen gegenüber deutlich billiger hergestelltem Weltmarktzucker vollständig aufgehoben werden.
Große landwirtschaftliche Betriebe wie Werreland in Löhne gehen davon aus, dass die garantierten Mindestpreise 2006 nicht nur um 37, sondern sogar um 46 Prozent sinken werden.
Auch die aktuelle Ernte ist bereits von Einschnitten betroffen: Nach Auskunft der NRW-Landwirtschaftskammer in Münster hat die EU die Anbauquote für dieses Jahr um 1,8 Millionen Tonnen gekürzt. Lokale Landwirte rechnen daher für 2005 mit Einbußen zwischen fünf und 18 Prozent.
Die Blicke der Rübenbauern richten sich jetzt gen Brüssel. Denn bevor die Welthandelsorganisation WTO vom 13. bis 18. Dezember zu Beratungen in Hongkong zusammen kommt, will die EU-Kommission einen neuen ZOM-Entwurf fertigstellen. Mit ihm soll die Existenz der europäischen Produzenten gesichert werden. Ihre Arbeits- und Umweltschutz-Richtlinien sollen auch die ärmeren Erzeugerländer verpflichten. Derzeit subventionieren die europäischen Verbraucher Zucker über die Mehrausgaben jährlich mit etwa 6,3 Milliarden Euro.
Allein in Ostwestfalen-Lippe gibt es nahezu 2000 Rübenanbauer, zwei Zuckerfabriken in Lage und in Warburg sowie etliche weiterverarbeitende Unternehmen von der Getränkeindustrie über Süßwarenproduzenten bis hin zu Großbäckereien. Etwa 10 000 Hektar Ackerfläche werden in der Region mit Rüben bestellt.

Artikel vom 05.10.2005