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WM-Töne aus den Niederlanden

Nach der Qualifikation: Torjäger Ruud van Nistelroy redet vom Titel

Prag(dpa). Als der Schampus in der Kabine in Strömen floss, sprudelte es aus Ruud van Nistelrooy heraus. »Ich glaube, dass wir sogar die WM gewinnen können«, tönte der Torjäger der Niederlande, die am Samstag neben Italien und Portugal als Gruppensieger die Qualifikation zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 schafften.
Nebenbei verhalf »Oranje« drei weiteren Ländern vorzeitig zum WM-Ticket. Denn die Elf um HSV-Star Rafael van der Vaart sicherte sich mit dem 2:0 in Tschechien nicht nur den Sieg in der Gruppe 1, sondern ließ auch England, Polen (Gruppe 6) und Kroatien (Gruppe 8) jubeln. Diese Teams kämpfen zwar noch um Platz eins, fahren aber auch als sichere punktbeste Gruppen-Zweite zur WM. Dagegen war neben Tschechien auch Griechenland der große Verlierer der vorletzten Ausscheidungs-Runde, nach der 24 von 32 Endrunden-Teilnehmer feststehen.
»Wir spielen jedes Mal ein bisschen besser. Trainer Marco van Basten ist hart und sehr deutlich. Mit unserer jungen Mannschaft können wir noch stark wachsen«, glaubt Stürmerstar van Nistelrooy. Sein Team um HSV-Profi van der Vaart, der kurz nach dem verschossenen Elfmeter durch Dortmunds Tomas Rosicky das wichtige 1:0 (33. Minute) markierte, hat in der WM-Ausscheidung die meisten Punkte (31) gesammelt. Dagegen droht Tschechien (24/11 Spiele), das vorerst hinter Rumänien (25/12) zurückgefallen ist, nun sogar das Scheitern. Im letzten Spiel ist ein Sieg in Finnland Pflicht, um den zur Relegation berechtigenden zweiten Gruppenplatz zurück zu erkämpfen.
»Irgendwie hat sich alles gegen uns verschworen«, klagte Ex-HSV-Profi Tomas Ujfalusi. »Wenn ich den Elfmeter verwandelt hätte, wäre das Spiel anders gelaufen«, meinte Rosicky kleinlaut. Und Coach Karel Brückner forderte: »Wir müssen das Spiel schnell vergessen und in Finnland gewinnen.« Nur theoretische Chancen auf die Relegation hat Europameister Griechenland (18) als Vierter hinter dem feststehenden WM-Starter Ukraine (25) sowie der Türkei (20) und Dänemark (19).
Hollands Schützenhilfe war in Polen, Kroatien und England höchst willkommen. »Wir sind alle überglücklich«, jubelte David Beckham, der bei Englands mühsamem 1:0-Erfolg gegen Österreich die Gelb-Rote Karte sah. »Die Qualifikation war hart mit vielen Aufs und Abs, aber ich bin sicher, dass wir bei der WM unseren Weg gehen werden«, ergänzte der Superstar von Real Madrid. Am Mittwoch gegen Polen geht es noch um den Gruppensieg, doch beide Teams sind ebenso vorzeitig durch wie die Kroaten in Gruppe 8. »Mit der WM-Teilnahme geht für uns ein Traum in Erfüllung«, sagte Werder Bremens Stürmer Ivan Klasnic nach dem 1:0 über Verfolger Schweden, das Darijo Srna (56./Foulelfmeter) sicherte.
»Natürlich bin ich sehr zufrieden und auch erleichtert«, meinte Marcello Lippi, als Italiens 1:0-Sieg über Slowenien und die zwölfte WM-Teilnahme in Serie feststand. Er bewies ein glückliches Händchen und wechselte in Palermo Lokalmatador und Siegtorschütze Cristian Zaccardo ein. Portugal blamierte sich beim mageren 2:1 über Fußball- Zwerg Liechtenstein, doch die Tore von Pedro Pauleta und Nuno Gomes stimmten Trainer Luiz Felipe Scolari friedlich. »Die Leistung war wirklich nicht gut, aber das kann uns in Deutschland nicht passieren. Dort wird meine Mannschaft gegen die besten Teams anders auftreten.«
So weit ist es für Fußball-Großmächte wie Ex-Weltmeister Frankreich und Spanien noch nicht. Superspannend ist das Rennen vor allem in der Gruppe 4: Spitzenreiter Israel (18) hat die Ausscheidung beendet. Dahinter kämpfen noch die Schweiz, Frankreich (je 17) und Irland (16) um ihre WM-Chance. Und in der Gruppe 8 ist Spanien (17) Zweiter hinter Serbien-Montenegro (19) und vor Bosnien-Herzegowina (16), die am Mittwoch ein »Endspiel« bestreiten.

Artikel vom 10.10.2005