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»Das ist ein toller Tag«

Christoph Metzelder wieder im Kreis der Nationalelf

Hamburg (dpa). Christoph Metzelder ist wieder dabei: Der Rückkehrer strahlte über das ganze Gesicht und fühlte sich trotz der vielen vertrauten Gesichter fast wie ein Neuling.

»Das ist ein toller Tag für mich. Ich bin zwar kein Nationalmannschafts-Frischling, aber eine gewisse Anspannung ist da«, gestand er offen sein Herzklopfen, als er sich gestern in Hamburg nach zweieinhalb langen Jahren zwischen Hoffen und Bangen endlich wieder im Kreis der deutschen Kicker-Elite bewegte.
Als der große »WM-Retter« im Krisenzentrum Innenverteidigung sieht sich der Dortmunder nicht - jedenfalls noch nicht. »Ich möchte perspektivisch in diese Rolle hineinwachsen«, betonte er.
Natürlich ist die WM im kommenden Jahr sein großes Ziel, sogar den Titelgewinn hält der 24-Jährige für »realistisch«. Aber seine Gegenwart wird von Bescheidenheit geprägt. »Ich stelle keine Ansprüche. Wenn man nach zweieinhalb Jahren zurückkommt in diesen Kreis, ist schon jedes Training ein großes Geschenk«, bemerkte der Abwehrspieler.
Auf der Achterbahn seiner Karriere hat Metzelder in wenigen Profi-Jahren mehr erlebt als andere in über einem Jahrzehnt. Mit 21 wurde er Vize-Weltmeister, mit 22 drohte ihm das jähe Ende seiner Laufbahn. »Eine dritte Achillessehnen-Operation wäre wohl das Aus gewesen«, sagte er in Hamburg. Jetzt steht er vor dem Sprung auf den WM-Zug. »Für mich schließt sich ein Kreis: Vor einem Jahr habe ich in Borussias Amateuren gegen Braunschweig in der Regionalliga mein Comeback gefeiert, jetzt bin ich wieder bei der Nationalmannschaft. Das ist ein weiterer Schritt, um die Vergangenheit abzuhaken.«
Ein logischer und auch nötiger Schritt. Klinsmanns Berufung für die Länderspiele gegen die Türkei und China hat Metzelder nochmals angespornt. Gegen Mainz schoss er vor einer Woche prompt sein erstes Bundesligator, am Sonntag war er beim 0:0 seiner Borussia gegen den VfB Stuttgart der beste Mann auf dem Platz. »Ich kann jetzt den nächsten Schritt gehen«, betonte er: »Ich spüre nur positiven Druck.« Schon den Fitnesstest absolvierte er mit Freude: »Da kann ich sehen, wo ich noch Defizite habe.« Die angeschlagenen Stürmer Miroslav Klose und Lukas Podolski mussten dagegen auf den Test verzichten.
Mit seiner Ausstrahlung und seinen Führungsqualitäten könnte Metzelder der jungen und unerfahrenen deutschen Abwehr den nötigen Halt geben. Allerdings ist Metzelder noch lange nicht wieder in der Verfassung wie vor der langwierigen Verletzung. Monatelang konnte er nach den Operationen nur mit Spritzen und Schmerztabletten spielen. Jetzt ist er endlich wieder schmerzfrei - und enorm motiviert. »Wenn man mitfährt in die Türkei, will man natürlich auch spielen - und wenn es nur eine Minute ist.«

Artikel vom 05.10.2005