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Verzaubert von
der Glitzerwelt
auf der Bühne
»Phantom der Oper« treibt jetzt in Essen sein Unwesen
Das erfolgreichste Musical der Welt meldet sich zurück: »Das Phantom der Oper« ist jetzt wieder in Essen zu sehen. Mehr als 100 Millionen Zuschauer weltweit haben es bereits erlebt.
In mehr als 20 Ländern wurde das »Phantom« gespielt, unter anderem auch in Kanada, Japan, Korea, Brasilien, Mexiko, Australien, Neuseeland und Russland. In Deutschland war das »Phantom der Oper« zuletzt in Hamburg in der Neuen Flora zu sehen - allein dort kamen mehr als sechs Millionen Menschen in die Vorstellungen. Mehr als 50 Bühnenpreise wurden dem »Phantom« verliehen, darunter sieben der begehrten Tony Awards - unter anderem für das beste Musical.
Was aber macht den Zauber dieses Musicals aus? Warum sind rund um den Erdball so viele Menschen davon fasziniert? Wieso begeistert dieses Stück selbst fast 20 Jahre nach seiner Uraufführung 1986 in London noch immer?
Natürlich hängt das mit den großen Themen zusammen, um die es in der Geschichte geht: Liebe und Hass, Romantik und Leidenschaft, Erfolg und Neid. Auch eine gute Portion Grusel ist dabei, wenn das entstellte Phantom die junge Christine in sein finsteres und unheimliches Reich unter der Pariser Oper entführt. Und natürlich ist es auch die Musik von Erfolgs-Komponist Andrew Lloyd Webber, der sich von dem Buch des französischen Journalisten Gaston Leroux zu dramatischen Stücken und einprägsamen Ohrwürmern inspirieren ließ. Das »Phantom der Oper« bescherte ihm einen Weltrekord: 25 Millionen Mal wurde die Platte/CD verkauft, auf der die britische Premierenbesetzung mit Sarah Brightman und Michael Crawford die Musicalsongs singt.
Aber es ist wohl auch die Art und Weise, in der das Stück inszeniert wird: Ein bisschen Kitsch und Pomp gehört immer dazu, wenn sich auch die Zuschauer sich vom Phantom in die Unterwelt entführen lassen sollen. Und in diesem Bereich dürfte die Essener Inszenierung weitere Maßstäbe setzen. Um nur ein paar Zahlen zu nennen: Allein 281 elektrische Kerzen fahren aus dem Bühnenboden empor und tauchen die Szene in ein gespenstisches und zugleich romantisches Licht, wenn das Phantom mit Christine in seinem Boot über den unterirdischen See rudert. Eine Tonne wiegt der drei Meter breite Kronleuchter, der während der Vorstellung mit viel Getöse mitten aus dem Zuschauerraum heraus auf die Bühne kracht. 35 Mitarbeiter sind bei jeder Vorstellung allein in der Technik beschäftigt, hinzu kommen neun Helfer, die die Kostüme bereit halten, sowie sieben Maskenbildner.
Denn was die Kostüme angeht, wird von den Künstlern Schwerstarbeit gefordert. Insgesamt werden 400 Kostüme, 130 Perücken und 250 Paar Schuhe in jeder Vorstellung benötigt. 15 Kilo wiegt allein der Rock, den die Operndiva Carlotta (dargestellt von Laurie Anne McGowan) trägt - singen in einem derart schweren Kleidungsstück stellt eine Herausforderung dar! Und auch das Phantom (während der Saison nacheinander dargestellt von Thomas Borchert, Ian Jon Bourg, Ethan Freeman und Uwe Kröger) hat es nicht leicht: Zwei Stunden dauert es, bis die Maske samt Mikrofon und Perücke perfekt sitzt. Wohl auch an dieser Perfektion liegt es, dass die Inszenierung den Zuschauer gefangen nimmt, er sich beeindrucken lässt von der bunten Pracht auf der Bühne, den farbigen Kostümen, den glitzernden Lichtern und der gold-glänzenden Welt der Pariser Oper.
Kein Wunder deshalb auch, dass die Premiere mit Anne Görner als Christine und Nikolaj Alexander Brucker als ihr Verlobter Raoul in den weiteren Hauptrollen in Essen begeistert bejubelt wurde - selbst eine Panne, die sogar die Wiederholung einer Szene nötig machte, konnte daran nichts ändern.
Vorstellungen gibt es jeden Mittwoch um 18.30 Uhr sowie donnerstags und freitags jeweils um 20 Uhr. Samstags ist das Musical um 15 und um 20 Uhr zu erleben, sonntags um 14.30 und 19.30 Uhr. Karten gibt es in fünf verschiedenen Kategorien zum Preis von 24 bis 89 Euro unter der Telefonnummer 0 18 05/44 44. Corinna Strate

Artikel vom 08.10.2005