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Schröder und der »wahre Gerd«

Unschöne Erfahrungen mit dem Noch-Bundeskanzler am Wahlabend


Wo bleibt die demokratische Diskussions- und Streitkultur?
Zu den demokratischen Grundelementen gehören bekanntlich die Diskussion und Diskutanten.
Man versteht Diskussion als erörternde Aussprache, in der Politik allerdings mehr als meistens streitigen Wortwechsel zwischen den Diskutanten, die sich bei ihren Auseinandersetzungen, über Sachthemen streitig gegenüberstehen.
Da es sich bei den Kontrahenten in unseren Parlamenten wie auch in den jeweils vorgelagerten Wahlkämpfen durchweg um steuerfinanzierte und damit öffentliche Mandatsträger beziehungsweise Kandidaten handelt, sollte man in allen Auseinandersetzungen wenigstens ein Mindestmaß an Diskussionsqualität erwarten können.
Dem ist leider nicht so. Führt man sich nach diesen Maßstäben die Erfahrungen des letzten Wahlkampfes und insbesondere der anschließenden Machtpositionierungen der sogenannten »Alphatiere« vor Augen, kann einem nur grausen.
Sachliche Auseinandersetzungen um bessere Lösungen in unseren öffentlichen Angelegenheiten waren eher seltene Ausnahme, dafür umso mehr persönliche Demütigung und schlichtes Fertigmachen des Gegenübers die Regel.
Ein besonderer Höhepunkt dieser unschönen Erfahrungen war in der Fernseh-Runde der Spitzenleute der Parteien am Wahlabend zu besichtigen, in der Kanzler Schröder, wohl unter dem Eindruck des soeben erfahrenen Wahlergebnisses, den »wahren Gerd« gegeben hat, sozusagen eine kaum zu überbietende Wirklichkeitsverkennung mit entsprechenden Rundum-Schlägen, die aber immerhin einer Selbst-Demaskierung gleichkam.
Die Sitten und Gebräuche der politischen Auseinandersetzungen scheinen sich in letzter Zeit von dem, was man »demokratische Diskussions- und Streitkultur« nennt, doch bedenklich weit entfernt zu haben.
Das sollte so nicht weitergehen!


KARL-HEINZ SIEKER32139 Spenge

Artikel vom 13.10.2005