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Intelligente Texte: »Kettcar-Kopf« Marcus Wiebusch.Foto: Gast

Intelligenter Rock für die »heitere Unterhaltung«

Gruppe »Kettcar« im Ringlokschuppen zu Gast


Bielefeld (Rga). Deutsche Rock-Musik mit einem ordentlichen Schuss Pop-Appeal - da denkt man doch allzu schnell an Bands wie »Juli« oder sogar »Silbermond« oder an »Pur«. Dass sich in der bundesdeutschen Szene auch noch solch großartige Formationen wie »Kante«, »Tocotronic« und eben »Kettcar« befinden, rückt dabei allzu oft in den Hintergrund.
Um so erfreulicher war es, an diesem Abend im Lokschuppen einer Band zuhören zu dürfen, die trotz aller Ohwurmqualitäten ihres deutschsprachigen Liedguts eben nicht den sonst so üblichen, schmalzigen Pathos aus den Lautsprechern triefen ließ. Die Band, die zusammen mit »Tomte« und dem Schauspieler Jürgen Vogel die Film-Rock-Formation »Hansen« des neuen Films »Keine Lieder über Liebe« mit Heike Makatsch bildet, sorgte im prall gefüllten Ringlokschuppen für Begeisterung. »Kettcar« beeindruckte mit intelligenten, in schnörkellose Rocksongs verpackten Texten, die zum Rocken und Mitsingen einluden. »Punk trifft Pop« lautete die ausgezeichnete Mischung, die den Geschmack des Publikum bestens traf.
Lieder wie die aktuelle Single »Deiche« vom Erfolgsalbum »Von Spatzen und Tauben, Dächern und Händen« wurden ebenso gefeiert wie die übrigen Kompositionen. Mastermind Marcus Wiebusch und seine vier Mitstreiter stehen für intelligenten Indie-Rock, der einen wunderbaren Kontrast zum nichtssagenden Einheitsbrei der üblichen Charts-Gefilde bildet.
Dennoch gab es an diesem Abend ein beträchtliches Gefälle; und zwar zwischen den eigentlich bestechenden Kompositionen, und den leider auch vorhandenen Wehmutstropfen.
Die kleinen Geschichtchen etwa, die als Überleitungen zu den vorgetragenen Songs fungierten, wurden seitens des Publikums zwar frenetisch beklatscht, waren schließlich aber weder originell noch informativ. Wen interessiert es, ob etwa die Grundschülerin »Christina Mört« damals dem schuleigenen Hamster das Auge ausstach? Derartige, einstudiert wirkende Stories waren wie Sand im Getriebe, die den Fluss des Abends behinderten.
Und so überzeugte »Kettcar« leider nicht auf der ganzen Linie. Bereits nach einer knappen Stunde verkündete die Band schließlich, den nun letzten Song des Abends spielen zu wollen. Obwohl die lauthals geforderte Zugabe von den fünf Hamburgern zwar erfüllt wurde, haftete dem Auftritt von »Kettcar« ein etwas fader Beigeschmack an.

Artikel vom 03.10.2005