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Montage des Mercedes SLK in Bremen: Neben Sindelfingen ist das norddeutsche Werk am stärksten vom Stellenabbau betroffen. Foto: dpa

Abfindungen kosten
Mercedes 950 Millionen

Stellenabbau verteidigt - nur Einzelprojekte mit VW

Stuttgart/Hannover (dpa). DaimlerChrysler hat Spekulationen über einen Einstieg bei Volkswagen eine Absage erteilt. Die angestrebte Zusammenarbeit beschränke sich auf einzelne Projekte. Zugleich verteidigte Mecedes-Chef Dieter Zetscheden geplanten Stellenabbau. 950 Millionen Euro seien für Abfindungen vorgesehen.
Der Stuttgarter Konzern dementierte er einen »Welt«-Bericht, wonach DaimlerChrysler erwäge, die nächste Generation des viertürigen smart fourfour von 2009 an bei VW bauen zu lassen. Es gebe keine Gespräche über die Fertigung des smart bei VW oder auch anderswo.
Ebenso sei keine gegenseitige Kapitalbeteiligung geplant. Die »Frankfurter Allgemeine Zeitung« hatte am Samstag über ein Modell berichtet, bei dem VW ein Paket eigener Aktien von 10 Prozent des Gesamtkapitals gegen das Daimler-Aktienpaket von 6,9 Prozent tauschen würde, das noch bei der Deutschen Bank liegt.
Mercedes-Chef Dieter Zetsche sagte in einem Interview zu den geplanten Stellenstreichungen, der Rückstand gegenüber den Wettbewerbern müsse ausgeglichen werden. »Ich mache keinen Hehl daraus, dass Mercedes gegenwärtig nicht auf dem Höhepunkt seiner Leistungsfähigkeit ist.« Audi und BMW seien derzeit besser aufgestellt. Zetsche, der im Januar Chef des gesamten DaimlerChrysler-Konzerns wird, will bei Mercedes in Deutschland 8500 Stellen streichen, 3100 allein in Sindelfingen.
In seiner Analyse von Mercedes sieht sich Zetsche bei Produktivität und Effizienz an die Lage beim amerikanischen Autobauer Chrysler vor fünf Jahren erinnert - als er als Sanierer nach Detroit geschickt wurde. In diesen Bereichen gebe es eine Menge Erfahrungen von Chrysler, »die wir jetzt nutzen können«. Bei Chrysler hatte er 26 000 Stellen abgebaut und mehrere Werke geschlossen. Allerdings sei die Lage bei Mercedes insgesamt mit der bei Chrysler »überhaupt nicht zu vergleichen«, betonte Zetsche. Die Überkapazitäten bei Mercedes bezifferte er auf zehn Prozent.
Die Marke smart soll es auch zum Ende des Jahrzehnts noch geben. »Die Restrukturierung ist voll im Plan«, sagte er mit Blick auf die Kleinwagenmarke, die seit Mercedes seit Jahren hohe Verluste beschert. Zugleich zeigte sich Zetsche bei Fragen über die Zukunft von smart sehr zurückhaltend.
Zetsche wies darauf hin, dass ein Ausgleich von Beschäftigungsüberhängen durch einen Wechsel von Mitarbeitern an andere Standort nur begrenzt möglich sei. Deshalb greife man zu dem Mittel der Abfindungen, die das Unternehmen 950 Millionen Euro kosten und unter anderem aus Rückstellungen und einem möglicherweise besseren Ertrag finanziert würden.

Artikel vom 03.10.2005