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Paula und die großen Namen

Junge Bielefelder Schauspielerin im Fernsehfilm »Kabale und Liebe«

Bielefeld/Berlin (WB/dpa). Wer neben Götz George, Detlev Buck, August Diehl, Katharina Thalbach oder Katja Flint auf dem Besetzungsplan eines Spielfilms steht, der muss schauspielerisch schon »richtig was auf dem Kasten« haben. Für die Bielefelderin Paula Kalenberg trifft das mit Sicherheit zu.
Paula Kalenberg darf sich über eine Vielzahl von Rollenangeboten freuen.

Die 18-Jährige, 2001 nach einem Casting-Aufruf entdeckt, zählt derzeit zu den gefragtesten jungen Darstellerinnen in Deutschland. An diesem Montag ist sie an der Seite der genannten Stars in der TV-Verfilmung von Schillers Trauerspiel »Kabale und Liebe« auf 3Sat (20.15 Uhr) zu sehen). Das ZDF zeigt den 100-minütigen Film am 9. Oktober um 22 Uhr.
Schon als Kind war für Paula Kalenberg klar, dass sie Karriere vor der Kamera machen wollte. Ein Traum, der sich nach ungezählten Proben und Szenen vor dem heimischen Spiegel, bereits mit 14 erfüllen sollte. An der Seite von Hannes Jaenicke und August Zirner spielte das gerade einmal 1,58 Meter große Mädchen die Titelrolle in »Hanna, wo bist du?«. In dem Streifen hält ein Psychopath das Kind Hanna in einem Verlies gefangen. Paula Kalenberg hinterließ einen überzeugenden Eindruck. Seither häufen sich die Angebote.
Die ehemalige Schülerin der Rudolf-Steiner-Schule in Bielefeld will jetzt eine Schauspielausbildung absolvieren, um ihr Können auf eine solide Bais zu stellen. Allerdings ist die mangelnde Zeit dabei ein großes Problem. Derzeit dreht die 18-Jährige nämlich schon wieder. Für den Kinofilm »Die Wolke« steht sie bis Ende Oktober in Bayern, Hessen und Belgien vor der Kamera.
An diesem Montag indessen zeigt Paula Kalenberg in »Kabale und Liebe« ihre Klasse. Regisseur Leander Haußmann hat im Schillerjahr einen deutschen Klassiker mit Witz und Pfiff in Szene gesetzt. Aus Schillers tragischer Liebesgeschichte, die Erinnerungen an trockene Schullektüre wecken mag, wird so gute Unterhaltung mit Starbesetzung.
Für Leander Haußmann war es klar, dass Schillers Schauspiel, uraufgeführt im Jahr 1784, für seinen Film klassisch inszeniert wird. Im Film hält er sich an Schillers Sprache und zu großen Teilen auch an die Dramatik eines der ersten deutschen Sozialdramen. Die Schauspieler zeigen sich in historischen Kostümen und vor zeitgenössischen Kulissen. Das Ungewöhnliche kommt eher leise und fantasievoll daher.
Haußmanns Schiller-Figuren tragen zwar barocke Perücken, dürfen unter dem klassischem Gehrock aber durchaus mal enges schwarzes Leder zeigen. »Sexy« nennt der Regisseur das. Ein wenig Kitsch und Klamauk hat sich der Regisseur auch erlaubt, ohne die Handlung ins Lächerliche zu ziehen.
Die arme Geigerstochter Luise Miller (Paula Kalenberg) und der adlige Major Ferdinand von Walter (August Diehl) lieben sich. Doch ihre Väter sind gegen diese Verbindung über Standesschranken hinweg. Der aufrechte Geiger Miller (Ignaz Kirchner) fürchtet, dass sich seine Tochter als Adelsgespielin um ihre Ehre bringt. Präsident von Walter (Götz George) will seinen Sohn aus Machtkalkül anders verheiraten.
Schiller legte »Kabale und Liebe« als vierstündiges Bühnenstück an. Haußmann hat es, ähnlich wie die modernen britischen Shakespeare-Verfilmungen, auf 100 kurzweilige Minuten gestrafft.

Artikel vom 03.10.2005