03.10.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Musik - eingefroren in malerische Lichtbögen

Fotografie im Spannungsfeld von Hören und Sehen


Bielefeld (uj). »Maria Otte unternimmt den Versuch, das Unmögliche möglich zu machen und einen bewegten und akustischen Vorgang im statischen Bild festzuhalten.« Mit diesen Worten würdigt und charakterisiert Gottfried Jäger, emeritierter Professor für Fotografie, das Werk der freischaffenden Künstlerin Maria Otte. Via Fotografie gelingt es Otte, Musik und Sehen in einen spannenden Dialog zu setzen. Ihre fotografische Visualisierung von Musik ist so malerisch wie einzigartig.
Um ihre dynamischen, atmosphärisch dichten Lichtspuren zu erzeugen, verwendet Maria Otte eine spezielle Technik. Die Aufnahmen entstehen in einem abgedunkelten Raum. Dem Dirigenten werden Lichter an der Handoberfläche befestigt. Während des Dirigates entstehen in Langzeitaufnahme von vier Sekunden serielle Tableaus. Ähnlich verfährt die 63-Jährige auch mit Instrumentalisten wie der Thereminspielerin Barbara Buchholz, der Bandoneon-Spielerin Mirjana Petercol oder dem Cellisten Willem Schulz. Dabei werden Bewegungsmöglichkeiten im Zusammenspiel von Mensch und Instrument sichtbar.
»Ich möchte Ordnungen in den Bewegungen finden, die man anders nicht darstellen kann und die nicht von mir, sondern von den Akteuren erzeugt werden. Das Ergebnis sind Bilder, die für sich stehen und eine spezifische Ästhetik aufweisen, die aber gleichzeitig auf eine musikalische Aktion hinweisen«, unterstreicht die Künstlerin, deren Werke im Grenzbereich von Wissenschaft und Kunst stehen und von strategischem Arrangement auf der einen und Zufall auf der anderen Seite geprägt sind.
Im Vergleich der Arbeiten zeigt sich deutlich, dass jeder Dirigent über eine ausgeprägt individuelle Körpersprache verfügt. Bewegung, die Maria Otte über die Fotografie sichtbar macht, kann im Nachhinein nicht mehr einem bestimmten Stück zugeordnet werden, und auch bei gleicher Musik fallen die Ergebnisse je nach Dirigent sehr unterschiedlich aus.
Maria Otte wurde 1942 in Jarchlin, Pommern, geboren. Nach dem Grundstudium an der Werkkunstschule in Dortmund studierte sie freie und angewandte Grafik in Mannheim. Ihr Lehrer war der international geachtete Fotograf Robert Häusser.
Die Ausstellung im Zentrum für interdisziplinäre Forschung läuft bis zum 29. Oktober.

Artikel vom 03.10.2005