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»Kunden haben die Wahl«

Landwirte und Handwerker setzen auf Vielfalt und Qualität

Bielefeld (bp). Nach Regen kommt Sonnenschein, weiß der Volksmund. Nicht zuletzt in der Landwirtschaft. Am Samstag hätten Landwirte und Nahrungsmittelhandwerker aber lieber gleich Sonne gehabt, als sie bei ihrer Erntedankaktion »Das Gute liegt so nahe« die Erntekrone fürs Rathaus dem Bezirksvorsteher von Mitte, Hans-Jürgen Franz, überreichten.

Zum dritten Mal gab es auf dem Jahnplatz neben Informationen unter anderem Gemüse von Tomaten über Kartoffeln und Kohl bis Kürbis, Kürbissuppe, Blumensträuße, dazu Fleischwurst, Dinkelbrezeln und viele weitere Leckereien der Fleischer und Bäcker.
Die Landwirte hatten den Jahnplatz mit Strohrollen, Heide und bunten Kürbissen geschmückt, die Jagdhornbläser der Kreisjägerschaft Bielefeld sorgten musikalisch für Stimmung - weil es aber zeitweise so stark regnete, mussten Veranstalter und Besucher oft Schutz unter Schirmen und Vordächern suchen, wollten sie ins Gespräch kommen, ohne komplett durchnässt zu werden.
Hans-Jürgen Kleimann, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Bielefeld und Vizepräsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes, betonte, Landwirte und Handwerk würden die Bielefelder mit der Aktion »zwei Wochen nach der Bundestagswahl erneut zur Wahl bitten«: »Sie müssen kein Kreuzchen machen, aber Sie haben die Wahl zwischen frischen Backwaren, Fleisch und Wurstspezialitäten aus der Region oder den Produkten, wie sie von Discount-Ketten angeboten werden.« Um die Wahlentscheidung leicht zu machen habe man einige Kostproben aus Backstube und Fleischerei mitgebracht. Kleimann: »Es geht nichts über die Qualität aus heimischer Produktion.«
Kurze Wege, langer Genuss, das sei das Motto von Landwirten und Nahrungsmittelhandwerk der Region. Zudem würde der Einkauf beim Bäcker oder beim Fleischer »um die Ecke« Arbeits- und Ausbildungsplätze sichern.
Der Landwirtschaftliche Kreisverband wollte mit der Aktion auch die Bedeutung des Erntedankfestes in Erinnerung rufen. Heinrich Dingerdissen, Vorsitzender des Öffentlichkeitsausschusses: »Wir, die Landwirte, sagen Dank für die eingebrachte Ernte.« Das Nahrungsangebot in Deutschland sei so groß und so vielfältig wie nie. Gerade in dieser Zeit des Überflusses gerate in Vergessenheit, dass die Landwirtschaft einen wichtigen Beitrag dazu leistet.
Man wolle zeigen, dass die Milch nicht aus der Tüte komme, sondern von der Kuh, dass Pommes frites Kartoffeln sind, die auf dem Acker wachsen und auch die Zutaten für Fertiggerichte oder Tiefkühlkost erst einmal wachsen müssen. Erntedank, dass sei auch eine Besinnung auf Qualität und auf Vielfalt.
Man freue sich darüber, dass immer mehr Menschen ihr Obst und Gemüse beim Direktvermarkter kaufen würden. Aber: »Die Zahl der Landwirte ist gemessen an der Gesamtbevölkerung doch vergleichsweise gering.«

Artikel vom 03.10.2005