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Unaufdringlich und von reichem Sentiment

Thomas Müller-Pering eröffnet Gitarrenfestival

Von Uta Jostwerner
Bielefeld (WB). Kaum ein nationales oder internationales Gitarrenfestival, welches ohne Thomas Müller-Pering über die Bühne ginge -Êsei es als Interpret oder Dozent. Auch beim Bielefelder Gitarrenfestival, das am Montag mit einem Teilnehmerkonzert in der Musik- und Kunstschule (20 Uhr) zu Ende geht, ist der 47-Jährige seit Jahren ein beliebter Gast.

Beim Eröffnungskonzert am Samstag delektierte Müller-Pering ein treues Kennerpublikum nicht nur mit seiner ausgefeilten Spiel- und Stilkultur, er konnte dem bass erstaunten Auditorium mit einer Originalgitarre aus der Werkstatt des Wiener Gitarrenbauers Johann Georg Stauffer (1778-1853) auch ein echtes Schätzchen präsentieren. Das vergleichsweise zu einer klassischen Konzertgitarre kleine Instrument zeichnet sich durch die so genannnte Stauffermechanik aus. Die Wirbelplatte zeigt einen asymmetrischen volutenartigen Kopf, die Wirbel sind einreihig auf der rechten Seite der Platte angeordnet. Besonders die auffallend starke Einschnürung der Taille wurde zum Kennzeichen dieser klassischen Gitarrenform. Kennzeichnend für diesen Gitarrentyp ist der weiche, sonore Ton des auf 430 Hertz gestimmten Instruments.
Ideale Voraussetzungen also, um die Lyrik und Melancholie hervorzuheben, die der spanische Komponist Fernando Sor (1778 - 1839) in seine »Fantaisie ƒlégiaque« hineinlegte. Und Müller-Pering fördert iberische Schwüle ebenso wie flirrende Klangspiele im Hoquetus-Stil (Schluckauf) mit unaufdringlichem Sentiment und ungemein gefühlvoller Spielkultur zutage.
Mit neoimpressionistischem Klanggefühl nähert sich der Interpret zwei Werken des 1996 verstorbenen japanischen Komponisten Toru Takemitsu. Apart verspielte Zitate der Musikgeschichte bleiben im Fragemodus unbeantwortet.
Zwischen Melancholie und Temperament changierend gewinnt Müller-Pering den »Invocacion y Danza«, Joaquin Rodrigos Hommage an Manuel de Falla, eine enorme Ausdruckstiefe ab. Die Beschwörungsformel des Notentextes setzt er breit gefächert in differenzierter Rhythmus-, Tempo- und Dynamikausfassung um.
Fünf Stücke des argentinischen Komponsiten Astor Piazzolla ließen südamerikanisches Flair aufsteigen ehe sich Müller-Pering mit Peter Lischewskis »Summertime -ÊNocturne« als versierter Interpret der zeitgenössischen Gitarrrenmusik verabschiedete.

Artikel vom 03.10.2005