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Boakyes Tor befreit das ganze Team

23-jähriger Armine trifft in Leverkusen - für Ghana darf er nicht spielen

Leverkusen (WB/dis). Es gibt Tage, an denen merken Fußballer schon beim Aufstehen: Heute läuft's! So einen Tag erwischte Isaac Boakye in Leverkusen. »Ich hatte morgens schon ein gutes Gefühl. Und meine Mitspieler haben mir gesagt, dass ich ein Tor machen würde.«
Bann gebrochen: Nach 339 torlosen Minuten erlöst Isaac Boakye die Arminia.

Für ihn persönlich war das Erfolgserlebnis Balsam auf die Seele. Nicht nur Trainer Thomas von Heesen weiß genau: »Isaac ist ein stolzer und sensibler Spieler.« Boakye war, nachdem er in den letzten Partien neben der Spur gewirkt hatte, arg kritisiert worden. »Ich habe eine schwierige Zeit hinter mir. Das Tor gibt mir viel Auftrieb«, sagte der Ghanaer.
Nicht nur, dass der 23-Jährige traf, sondern wie er den Ball aus 18 Metern am chancenlosen Torwart Jörg Butt vorbei exakt ins vom Schützen aus rechte Toreck platzierte, war fantastisch. Zuvor hatte er zwei Leverkusener Defensivspieler abgeschüttelt - Boakyes Tor war eines des unbedingten Willens. Von Heesen: »So kennen wir Isaac aus besseren Zeiten.«
Genau diesen Willen hatte man bei ihm zuletzt vergeblich gesucht, häufig wirkte der Nationalspieler abwesend, wie ein Fremdkörper, obwohl er doch schon seit 2003 für Bielefeld am Ball ist. In Leverkusen aber, das war Thomas von Heesen positiv aufgefallen, habe Boakye endlich vorne die Bälle gehalten. »Das war der entscheidende Punkt«, sagte der Trainer. Denn dass von Boakye in den Spielen zuvor auch die einfachsten Anspiele oft unzureichend verarbeitet worden waren, hatte von Heesen heftig kritisiert.
Nach der Partie in Leverkusen aber lobte der Trainer nicht nur das produktive Zusammenspiel mit dem hinter Boakye agierenden Sibusiso Zuma: »Zuma und Boakye passen als Typen gut zusammen. Aber das, was Isaac dieses Mal geboten hat, erwarte ich von ihm. Er hat im Sinne der Mannschaft gespielt.« Ins gleiche Horn stieß Kapitän Mathias Hain: »An erster Stelle kommt die Mannschaft. Ich denke, das hat Isaac jetzt begriffen. Und ich hoffe, dass seine Selbstzweifel weg sind. Er sieht jetzt, dass er's noch kann.«
Auch Thomas von Heesen hat bei Boakye den Knoten platzen hören. »Er weiß nach diesem Treffer, dass er auch in der 1. Liga Tore schießen kann.« Na ja, zwei derer waren ihm auch schon in der vergangenen Erstligaspielzeit gelungen, ganz fremd war ihm das Hochgefühl nach einem Torerfolg also nicht. Auch wenn sein dem Tor folgender Salto natürlich darauf schließen ließ, dass Boakye den Treffer wie eine Befreiung empfunden haben muss.
»Das Tor war für jeden wichtig, nicht nur für Isaac«, dachte Hain auch an Arminias zuvor 339 torlose Minuten. Auch wenn's zum Sieg nicht gereicht hat: Den Treffer kann Boakye keiner nehmen. Damit ließ es sich auch besser verschmerzen, dass er bei Ghanas letztem Weltmeisterschafts-Qualifikationsspiel am Samstag auf den Kapverdischen Inseln nicht dabei sein wird. »Ich konzentriere mich voll auf Arminia, das ist mit meinem Nationalcoach so abgesprochen.« Boakye weiß: Den letzten kleinen Schritt (Ghana reicht ein Remis zur Quali) werden die Black-Stars auch ohne ihn gehen. Er wird seine Landsleute dann im nächsten Sommer in Deutschland willkommen heißen.

Artikel vom 03.10.2005