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Kommentar
Wahl in Dresden

SPD macht keinen Stich


Da sage noch einer, der Wähler sei dumm. Taktisch geschickt haben die Dresdner bei der Nachwahl am Sonntag Erst- und Zweitstimmen gesplittet. Das erklärt zu einem Teil den sagenhaft hohen Zweitstimmenanteil, den die FDP in der sächsischen Hauptstadt eingefahren hat.
An den Machtverhältnissen in Deutschland konnten die Dresdner hingegen nichts mehr ändern. Sollte die SPD im Poker ums Kanzleramt noch auf ein entscheidendes Ass aus Sachsen gehofft haben, so wurde sie gestern enttäuscht. Die Union war bereits vor der Nachwahl stärkste Fraktion im neuen Bundestag und hat den Abstand durch das in Dresden direkt gewonnene Mandat sogar noch vergrößert.
Immerhin ist eines nun erreicht: Die Zeit des politischen Ausnahmezustandes, von Bundeskanzler Gerhard Schröder am Abend der verloren gegangenen Landtagswahl in NRW mit der Ankündigung der Neuwahl ausgerufen, ist zumindest formell beendet. Die Aufgabe, vor der die Gewählten jeglicher Couleur nun gleichermaßen stehen, hat Bundespräsident Horst Köhler bereits formuliert: »Die Menschen erwarten, dass den vielen Reden alsbald auch Taten folgen.« Andreas Kolesch

Artikel vom 03.10.2005