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1000 Klagen gegen Postagenturen

Betreiber werden für finanzielle Differenzen in Regress genommen

Von Ernst-Wilhelm Pape
Bielefeld (WB). Der Postagenturnehmerverband (Pagd) rechnet bundesweit mit 1000 Zivilklagen der Deutschen Post gegen Betreiber von privaten Poststellen. Der Grund: In jeder zweiten der 7500 Postagenturen gibt es Inventur-Differenzen in unterschiedlicher Höhe.
Torsten Modery: Neue Postkunden gewonnen.
Selbst ehemalige Betreiber würden noch Jahre nach der Vertragskündigung in Regress genommen, sagte am Freitag der Pagd-Landesvorsitzende in NRW, Rolf Schönenberg, dieser Zeitung. Die Post habe zum Beispiel die ehemalige Betreiberin einer Postagentur in Spenge (Kreis Herford) vor dem Landgericht in Bielefeld verklagt und verlange 65 000 Euro. Die Frau hatte die Agentur von 1997 bis 2001 betrieben.
Mit zwei Gutachten und den Aussagen von 50 Zeugen werde der Pagd beweisen, dass die finanziellen Differenzen in den Agenturen auf ein fehlerhaftes Computer-System der Post zurückzuführen seien, kündigte Schönenberg an. Die Betreiber selbst hätten sich nichts zu Schulden kommen lassen.
Post-Sprecher Jürgen Blohm betonte hingegen, dass bisher alle Prozesse in Sachen Inventur-Differenzen zugunsten der Post entschieden worden seien. Das Computer-System funktioniere einwandfrei. Die Fälle, die zu Zivilklagen geführt hätten, seien von unterschiedlicher Qualität. Die Bandbreite reiche vom Betrug bis zum Versehen. Einen Überblick, wie viele Klagen die Post eingereicht habe und welche Summe insgesamt zurückgefordert werde, gebe es nicht. Der Pagd neige bei diesem Thema aber zu Übertreibungen.
Auf die Post selbst kommen nach Angaben des Pagd-Bundesvorsitzenden Torsten Modery bis zu 200 Klagen von gekündigten Postagenturbetreibern zu. Der Grund: Da die Postagenturnehmer über Jahre hinweg neue Kunden für die Post gewonnen und den Postumsatz deutlich gesteigert hätten, stehe ihnen nach der Kündigung auch eine Ausgleichszahlung zu. Diese werde von der Post aber verweigert. Erster bundesweiter Prozesstermin (Aktenzeichen 16 O 92/05) ist Donnerstag, 27. Oktober, vor der 16. Zivilkammer des Landgerichtes Dortmund. Der Streitwert ist mit 20 500 Euro angesetzt. Das Geld wird von einem Postagenturnehmer aus Euskirchen gefordert.

Artikel vom 01.10.2005