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Hohe Haftstrafe für Serienbetrügerin

Gericht schickt 55-Jährige für fünf Jahre und neun Monate ins Gefängnis


Bielefeld (hz). Die 1. Große Strafkammer des Landgerichtes hat am Freitag Bielefelds bekannteste Serienbetrügerin für fünf Jahre und neun Monate hinter Gittern geschickt. Die gebürtige Polin und ehemalige Boutiquenbesitzerin vom Niederwall, Kornelia H. (55), wurde wegen gewerbsmäßigen Betruges und Diebstahls in 46 Fällen verurteilt. Ihr Verteidiger Holger Rostek kündigte an, gegen das Urteil Revision beim Bundesgerichtshof einzulegen.
Vorsitzender Richter Wolfgang Korte bezifferte den Schaden der zahlreichen Straftaten, begangen in der Zeit von Juni 2002 bis Januar dieses Jahres, auf etwa 330 000 Euro. Die sechsfach einschlägig wegen zahlloser anderer Betrügereien vorbestrafte Angeklagte bezeichnete Korte als eine »unbelehrbare« Person mit schlechter Sozialprognose. Sollte Kornelia H. erneut rückfällig werden, drohe ihr die Sicherungsverwahrung.
Zu Beginn des letzten Prozesstages waren am Freitag von der 1. Großen Strafkammer zwei Gutachter gehört worden. Psychiater Dr. Miroslav Brkanovic von der Forensischen Klinik Eickelborn bezeichnete die Angeklagte als eine »extrovertierte, zielstrebige, exzentrische« Persönlichkeit mit ausgeprägtem Geltungsbedürfnis und überzogenem Selbstwertgefühl. Das Ausnutzen von zwischenmenschlichen Beziehungen zum eigenen Vorteil ziehe sich wie ein »roter Faden« durch das Leben der 55-Jährigen.
Der Lippstädter Psychologe Dr. Siegfried Binder charakterisierte Kornelia H. als eine »typische Betrügerin«. Sie sei redegewandt, mit großer Intelligenz ausgestattet, vernebele Tatsachen und habe ein kühles, berechnendes, zynisches und selbstsüchtiges Naturell. Binder: »Die Angeklagte ist wie ein Aufstehmännchen - sie kann nichts umwerfen. Bei all ihrem Handeln bleibt sie ich-zentriert. Es geht bei ihr immer um den konkreten materiellen Gewinn.«
In seiner Urteilsbegründung stellte Vorsitzender Richter Wolfgang Korte außerdem besonders heraus, wie rücksichtslos Kornelia H. zwei Liebesbeziehungen sowie das Vertrauen zahlreicher geschädigter Geschäftsleute in Bielefeld sowie Gütersloh missbraucht habe. »Sie haben«, so Korte zur Angeklagten gewandt, »jede menschliche Schwäche zu Ihrem Vorteil ausgenutzt.«

Artikel vom 01.10.2005