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Ein verpfiffener Sieg

TBV Lemgo spielt 26:26 beim VfL Gummersbach

Von Mario Brink (Text und Foto)
Köln (WB). Der TBV Lemgo ist in der Handball-Bundesliga knapp an einem Auswärtssieg beim VfL Gummersbach vorbei geschrammt.

Die Mannschaft von Volker Mudrow präsentierte sich in der Kölnarena als überlegenes Team, kam am Ende aber nicht über ein 26:26 (12:13) gegen den Rekordmeister hinaus. Dafür gab es in den Augen der Gäste zwei Schuldige. Nach einhelliger Meinung raubte das Schiedsrichtergespann Jutta Ehrmann und Susanne Künzig den Lippern den Erfolg.
Gummersbachs Trainer Velimir Kljaic hatte sich bereits seine dritte Zigarette angesteckt und wartete auf den Beginn der Pressekonferenz, als Lemgos Coach in den Katakomben der Kölnarena immer noch mit den beiden Schiedsrichterinnen über deren Fehlleistung diskutierte. Mudrow erschien mit erheblicher Verspätung, um dann unmissverständlich deutlich zu machen, dass er verärgert sei. »Ich bin sehr traurig. Die Schiedsrichterinnen haben bei unserer 23:19-Führung Entscheidungen getroffen, die viel zu hart waren und das Spiel zu unseren Ungunsten entschieden haben. Im Angriff wird ein Foul an Jicha nicht gepfiffen, in der Abwehr bekommen wir eine unberechtigte Zeitstrafe. Ich fühle mich benachteiligt«, so Mudrow.
Ähnlich wie der Trainer beurteilten die Lemgoer Spieler das Geschehen. »45 Minuten haben die Unparteiischen eine ordentliche Leistung abgeliefert. Danach wollten sie den 15 000 Zuschauern zeigen, dass sie auch noch da sind«, ärgerte sich Markus Baur. »Wir waren die eindeutig bessere Mannschaft, die durch einige sehr fragwürdige Entscheidungen um den Sieg gebracht wurde«, meinte André Tempelmeier. »Als wir dann zwei Feldspieler weniger hatten, kippte das Spiel«, urteilte Neuzugang Filip Jicha.
Der TBV Lemgo ist nach der Heimniederlage gegen Magdeburg und dem mühevollen Pokal-Sieg in Wilhelmshaven in der Kölnarena selbstbewusst aufgetreten und hat den Hausherren bereits in den ersten 30 Minuten klar gemacht, dass man mit einem Sieg die blütenweiße Weste des ungeschlagenen VfL Gummersbach beschmutzen wolle. Nach der 13:12-Pausenführung setzten die Gäste nach Wiederanpfiff ein Ausrufezeichen. Beim 18:13 waren die Lipper bereits auf die Siegerstraße eingebogen. Mit einer kompakten Deckung und einem durchschlagskräftigen Angriff sprach alles für den zweifachen Meister.
Bis eben jene Phase begann, die nachhaltig von dem Schiedsrichtergespann Ehrmann und Künzig beeinflusst wurde. Die Partie drohte sogar vollends zugunsten der Gummersbacher zu kippen. Aber die TBV-Mannen verloren nicht die Nerven. Mit einem Siebenmeter in der letzten Minute wäre der Sieg doch noch möglich gewesen wesen. Aber Florian Kehrmann scheiterte mit dem Wurf an seinem ehemaligen Mannschaftskollegen Christian Ramota.
»Ich kann meiner Mannschaft nur ein großes Kompliment machen. Sie hat sehr gut gespielt und sehr gut gedeckt. Wir hatte es verdient zu gewinnen. Allerdings haben wir am Schluss den Sieg auch selbst aus den Händen gegeben«, fasste Volker Mudrow die Partie zusammen. Und Velimir Kljaic war froh, dass sein Team mit einem blauen Auge davon gekommen ist. »Ich bin mit dem Punkt zufrieden«, meinte der Gummersbacher Trainer.
VfL-Tore: Sigurdsson 9/5, Yoon 7/1, Spatz 4, Gunnarsson 4, Hegemann 1, Houlet 1
TBV-Tore: Kehrmann 10/4, Jicha 7/1, Schwarzer 3, Stephan 3, Zerbe 2, Binder 1

Artikel vom 03.10.2005