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Bibliothek ins Technik-Rathaus

Sieben Standorte im Gespräch - Büchereigebäude wird zum Verkauf angeboten

Von Michael Schläger
Bielefeld (WB). Auch das Gebäude der Zentralbibliothek an der Herforder Straße will die Stadt Bielefeld zum Verkauf anbieten. Das kündigte Planungsdezernent Gregor Moss gestern im Hauptausschuss des Rates an. Die Bibliothek könne ebenfalls in ein privat finanziertes »Technisches Rathaus« einziehen, sagte Moss.

Für das Technische Rathaus, das die Stadt als Mieter nutzen will und das vor allem Bauverwaltung und Teile des Umweltbetriebs aufnehmen soll, sind nach WESTFALEN-BLATT-Informationen sieben Standorte im Gespräch: das ehemalige Droop-&-Rein-Grundstück nahe der Stadtwerkezentrale, das Post-Areal an der Nahariyastraße, der frühere Standort des Kesselbrink-Bades, eine Teilfläche des Kesselbrinks, das Neumarkt-Gelände, das Schlachthofgelände und die Fläche zwischen Arbeitsagentur und Wiesenbad an der Werner-Bock-Straße.
Der Hauptausschuss stimmte gestern zu, Käufer für das ehemalige Kreishaus an der August-Bebel-Straße, bisher Sitz der Bauverwaltung, und das Anker-Gebäude an der Ravensberger Straße zu suchen. Auf die Verkaufsliste wurde auch die Bibliothekszentrale gesetzt. Ein Käufer des Anker-Gebäudes müsste zunächst auch den Mietvertrag für die dort ansässigen Bielefelder Puppenspiele übernehmen. Für die Bibliothek soll die frühere Besitzerin, die Sparkasse, ein Vorkaufsrecht erhalten. Der Gesamterlös würde in die Schuldentilgung für den städtischen Immobilienservicebetriebes (ISB) fließen.
Für das neue Verwaltungsgebäude wiederum werden mögliche Investoren gesucht. »Der Begriff Technisches Rathaus ist nur ein Arbeitstitel«, sagte Moss. Neben technischen Abteilungen der Stadt könnten auch andere dort einziehen. Mit der Stadtbibliothek brachte er selbst einen weiteren Nutzer ins Gespräch. Grundsätzlich gehe es darum, den Büroflächenbedarf der Verwaltung deutlich zu reduzieren: von 23 000 Quadratmetern in den bisher genutzten Gebäuden auf 18 500.
Investoren soll in einem »Raumbuch« dargelegt werden, welche Erwartung die Stadt an Kapazität, Architektur, Standort und Mietkonditionen hat. Möglich müsse auch sein, nicht mehr benötigte Flächen an den Vermieter zurückzugeben. Eine vom Hauptausschuss eingesetzte Findungskommission soll bei der Standortauswahl behilflich sein.
Die Politiker stimmten dem Vorgehen im Grundsatz zu. Kaufinteressenten für die städtischen Objekte sollen sich bis zum Jahresende melden, mögliche Bauherren für das Technische Rathaus bis Ende Januar 2006. Wichtig bei dem gesamten Vorhaben sei das Kostensenkungspotenzial für die Stadt, betonte SPD-Fraktionschef Peter Clausen. Das Verfahren solle zunächst einmal klären, ob ein Technisches Rathaus überhaupt erforderlich sei, sagte Ralf Nettelstroth (CDU). Dr. Inge Schulze (Grüne) hat Zweifel daran, ob eine EU-weite Ausschreibung des Projektes erforderlich ist. »Hier geht es um ein Projekt in der Region.« Gabriele Schäfers (SPD) möchte auch das Stadtarchiv, das nach den Plänen der Verwaltung im Anker-Gebäude verbleiben soll, in dem Neubau unterbringen. Doch das, so Moss, sei wegen der erheblichen Umzugskosten zu teuer.

Artikel vom 30.09.2005