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Dienstleistung
bekommt mehr
Bedeutung

Fachtagung zum Wohnen im Alter

Von Michael Diekmann (Text u. Foto)
Bielefeld (WB). Dienstleistungen rund um das Wohnen sind ein wachsender Markt für innovative Unternehmen. Ergbenis einer Fachtagung von BGW und WEGE ist es allerdings, Dienstleistung exakt zu definieren, zu erschließen und die Notwendigkeit dem Handwerk und insbesondere älteren Menschen zu vermitteln. Ältere Menschen standen im Mittelpunkt der Tagung mit 110 Teilnehmern in der IHK Ostwestfalen.

Wohnen im Alter ist ein wesentliches Thema für viele gesellschaftliche Bereiche. Die Mehrheit der älteren Menschen möchte so lange wie möglich selbstständig und selbstbestimmt in der vertrauten Umgebung wohnen, sagt nicht nur die Statistik, sondern auch das »Gefühl«. Das so genannte Älterwerden ist meist mit negativen Faktoren behaftet, die positiven Veränderungen im dritten Lebensabschnitt kommen meist zu kurz in der Vermittlung. Michael Zarp vom Berliner Institut für Zukunftsstudien, der die Tagung eröffnete, fordert deshalb innovative Dienstleistungen, die es rund um das Wohnen professionell zu entwickeln gelte.
»Ein Dach über dem Kopf hat jeder«, unterstreicht Scharp, das sich das Bild von der sachlichen Betrachtung »Wohnung« weg entwickelt hat hin zum emotionsgetragenen »Wohnen«. Ziel müsse es sein, in Sachen Dienstleistung die Methodik aus der Industrie zu übernehmen in die Wohnungswirtschaft, der eine große Bedeutung zukomme, um älteren Menschen das Lebensumfeld in und um die Wohnung so angenehm und vertraut wie möglich zu machen: Dienstleistung muss zielgenau und systematisch optimiert werden.
Die Tagung unter Leitung von Vera Wiehe (WEGE) findet bereits zum vierten Mal statt und beleuchtet jedes Mal eine andere Facette des altersgerechten Wohnens.Kompliment von Referent Michael Scharp für die Kontinuität: »Während andernorts solche Tagungen mangels Teilnehmern abgesagt werden müssen, kommen hier 110 engagierte Zuhörer.«
Auf großes Interesse stößt das seniorengerechte Wohnen natürlich auch bei Handwerk. Dienstleistungen rund um das Wohnen sind ein wachsender Markt. Die Unternehmen der Wohnungswirtschaft investieren in NRW jährlich 2,1 Milliarden Euro, wovon das Meiste in Modernisierungen fließt. Nach Angaben des entsprechenden Verbandes Rheinland-Westfalen werden gut 100 000 Arbeitsplätze durch Bau-Investitionen dauerhaft gesichert.
Gemeinsam mit Referenten von der Verbraucherberatung bis zum Kuratorium Deutsche Altershilfe und dem Johanneswerk, das sein Bielefelder Modell der Kooperation von Wohnungswirtschaft und ambulanten Pflegediensten vorstellte, definierte man Anforderungsprofile. Gesucht werden Konzepte, die den Wohnbedürfnissen entsprechen und gleichzeitig den künftigen volkswirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen Rechnung tragen. Dabei reicht das Spektrum von Wohnraumanpassung, wohnbegleitenden Dienstleistungen und intelligentem Wohnen bis zu Haustechnik und Quartiergestaltung. Dass die meisten auf den ersten Blick altersrelevanten Themen genau genommen breite Bevölkerungskreise berühren, steht für Gabi Hinzen (Verbraucherberatung) außer Frage - und wenn es nur um den öffentlichen Nahverkehr und Fahrkartenautomaten geht: »Die bereiten jedem Kopfzerbrechen.« Und auch beim Komfortanspruch im Wohnquartier stellen längst auch jüngere Menschen höhere Ansprüche.

Artikel vom 01.10.2005