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Betrügerin droht lange Haft

55-Jährige legte gestern vor Gericht volles Geständnis ab

Von Jens Heinze
Bielefeld (WB). Kornelia H. (55), Bielefelds bekannteste Serienbetrügerin, muss mit einer mehrjährigen Haftstrafe rechnen. Am heutigen Freitag will die 1. Große Strafkammer des Landgerichtes das Urteil über die ehemalige Boutiquenbetreiberin vom Niederwall fällen.

Gestern beim zweiten Prozesstag legte Kornelia H. mehrere Stunden lang ein umfassendes Geständnis ab. Unterstützt von ihrem Verteidiger Dr. Holger Rostek, räumte die 55-jährige gebürtige Polin alle angeklagten 46 Fälle des gewerbsmäßigen Betruges sowie Diebstahls ein (WB-Bericht vom 27. September).
Unter Tränen entschuldigte sie sich bei ihrem ehemaligen Lebensgefährten Heinz E. (70/Name geändert). Der Bielefelder Rentner und seine mittlerweile verstorbene demenzkranke Mutter waren von Kornelia H. um ihre gesamten Ersparnisse gebracht worden. Unter dem Vorwand, die schwer kranke Mutter pflegen zu wollen, damit der 70-Jährige auch einmal ein paar Stunden Freizeit für sich habe, hatte sich die 55-Jährige das Vertrauen erschlichen. Tatsächlich, so ergaben später die Ermittlungen der Kripo, durchwühlte die Angeklagte in Abwesenheit ihres guten Bekannten dessen Wohnung nach Sparbüchern und Sparverträgen. Die Rücklagen der demenzkranken Mutter und die Altersvorsorge des 70-Jährigen ließ sich Kornelia H. mit gefälschter Vollmacht in der Sparkassenfiliale am Niederwall auszahlen.
Heinz E. kam erst Mitte vergangenen Jahres zufällig dahinter. Als er Kontoauszüge abholen wollte, stellte der 70-Jährige fest, dass sowohl seine als auch die Konten seiner Mutter komplett abgeräumt waren. »Heute stehe ich vor dem Nichts«, bekannte der Rentner gestern vor dem Landgericht. Seine Pläne, sich mit dem Geld für einen eventuellen Pflegefall abzusichern, seien völlig zerstört. Heinz E.: »Eigentlich kann ich mir einen Strick nehmen.«
Mit dem vom Rentner und von anderen Opfern ergaunertem Geld habe sie ihre Boutique am Niederwall »über Wasser« halten wollen, räumte Kornelia H. vor Gericht ein. Dass sie einen aufwändigen Lebensstil betrieben habe und Stammkundin in Bielefelder Feinkostgeschäften gewesen sei, das wies die 55-Jährige strikt zurück.
Die Angeklagte, Mutter einer heute 34 Jahre alten Tochter, war 1980 aus Polen nach Deutschland eingewandert. Bereits vier Jahre später war Kornelia H. zum ersten Mal wegen Betruges von der deutschen Justiz verteilt worden. Nach 36 Fällen hatte das Landgericht Dortmund 1984 auf zweieinhalb Jahre Haft erkannt.

Artikel vom 30.09.2005