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Die Werder-Wende

Hertha BSC kritisiert den Schiedsrichter und die DFL

Berlin (dpa). Der Last-Minute-Sieg in Berlin brachte dem SV Werder den Mut für höhere Ziele zurück, die Wut der verärgerten Herthaner entlud sich auf Schiedsrichter und Spielplan.

»Das war ein großer Schritt nach vorn«, betonte Bremens erleichterter Sportdirektor Klaus Allofs angesichts der drohenden Auswirkungen des 1:2 von Athen und schloss ein positives Urteil über die Bundesliga-Startphase an: »Nur zwei Punkte Rückstand auf Bayern und nur ein Spiel verloren - mit dem Meisterschafts-Start können wir zufrieden sein.«
Nach dem verpatzten Champions-League-Auftakt war das 2:1 der Norddeutschen, die im vierten Jahr nacheinander Punkte aus Berlin entführten, wichtig für die Seele. Die Werder-Wende im Endspurt. »Meine Spieler haben nach 70 Minuten nochmal nachgelegt und wurden dafür belohnt«, jubelte Trainer Thomas Schaaf.
Auch ohne fünf wichtige Kräfte blieb der Werder-Chefcoach bei seinem offensiven, mutigen Stil - und wurde durch die späten Tore der starken Tim Borowski (85.) und Nelson Valdez (89.) belohnt. »In der Vergangenheit haben wir es in ähnlichen Situationen in den letzten 30 Minuten nur mit hohen Bällen versucht. Dieses Mal haben wir weiter kombiniert«, verwies Schaaf auf einen Reifeprozess des Teams, das sich in der Tat geduldig zeigte. Allen voran Valdez, der als Ersatz für den erkrankten Miroslav Klose schon fünf klare Chancen vergeben hatte, bevor er doch noch per Kopf zum 2:1 traf.
Nach der Rechnung der Hertha allerdings hätte es zu diesem Zeitpunkt nicht erst 1:0 durch Pal Dardai (48.) stehen dürfen. Doch eigene vergebene Chancen und eigenwillige Regelauslegungen von Referee Lutz Wagner verhinderten dies. »Das war ein wirklich hochklassiges Spiel. Leider konnten die Schiedsrichter diesem Niveau nicht Stand halten«, wetterte Manager Dieter Hoeneß in Richtung des Unparteiischen, der den Gastgebern einen Elfmeter verweigerte und zudem ein reguläres Tor von Pantelic nicht anerkannte.
»Dass wir sehr ärgerlich auf den Schiedsrichter sind, ist verständlich. Als Bastürk von Reinke gefoult wurde, hätte es Elfmeter geben müssen. Dann wäre die Partie mit dem 2:0 entschieden gewesen«, sah auch Götz im ausgebliebenen Strafstoßpfiff den Knackpunkt der Partie, die von beiden Seiten intensiv und auf hohem Niveau geführt wurde. Zudem beschwerte sich der Hertha-Trainer vehement über die Spielplan-Gestaltung, die Hertha schon 43 Stunden nach dem UEFA-Cup- Spiel gegen Nikosia wieder auf den Rasen zwang. Gegen Bremen sei es ein Spitzenspiel gewesen, das andere Bedingungen verdient hätte: »Fernsehverträge hin und her - ob da nun ein Spiel mehr oder weniger am Sonntag ist. Da sollte man an die Vereine und Spieler denken«, kritisierte Götz die DFL und die TV-Anstalten.
Vom Ende der Serie, die Berlin nach der Heimpleite am 26. Oktober 2004 gegen Dortmund (0:1) immerhin 15 Spiele ohne Niederlage gebracht hatte, sieht die sportliche Leitung jedoch den Hertha-Aufbruch nicht gefährdet. »Die Mannschaft ist gefestigt genug, das wegzustecken. Das tut zwei Tage weh, dann geht's weiter. Wir nehmen die gute Leistung mit«, betonte Manager Hoeneß.

Artikel vom 03.10.2005