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Völler: Sofia und
das Fernsehen
haben Schuld

Schwache Vorstellung gegen Bielefeld

Von Dirk Schuster
Leverkusen (WB). Rudi Völler hat verlängert. Für wie lange? Das ist noch nicht raus. Fest steht nur: Weil Bayer 04 Leverkusen noch keinen neuen Trainer gefunden hat, wird Interimscoach Völler notfalls auch im nächsten Bundesligaspiel am übernächsten Wochenende in Mainz auf der Bayer-Bank sitzen.

»Dafür bin ich ja da. Dass ich einspringen kann, wenn Not am Mann ist«, begründete der Ex-Bundestrainer, warum er entgegen seiner Ankündigung, nach dem Bielefeld-Spiel nicht mehr Mannschaftsverantwortlicher zu sein, sein Trainerengagement fortsetzt.
Nachdem Matthias Sammer in Leverkusen längst kein Kandidat mehr für die Nachfolge des entlassenen Klaus Augenthaler ist, gehe es laut Völler darum, »ohne Hektik einen sehr, sehr guten Trainer zu finden«. Bayers heißestes Eisen heißt Morten Olsen und ist Nationalcoach Dänemarks.
Dass Leverkusens angesichts der dürftigen Leistung gegen Bielefeld gefrustete Fans immer wieder »Auge, Auge« riefen, konnte Völler nicht nachvollziehen. »Die Trennung war absolut vonnöten. Vielleicht hätten wir sie nur schon etwas früher vollziehen sollen.«
Dass sich Bayer Leverkusen unter Rudi Völler nun nicht wirklich stabilisiert hat, dafür lieferten die jüngsten drei Auftritte den Beweis. Niederlagen in Bremen in der Meisterschaft und in Sofia im Europapokal folgte jetzt das nicht gerade euphorisierende 1:1 gegen die Arminia. Rudi Völler sah den Grund in der Extrem-Belastung: »Wir waren vor 48 Stunden Stunden noch in Sofia. Da kannst du nicht gut spielen. Aber fürs Fernsehen machen wir ja alles.« Dann holte »Tante Käthe« richtig aus: »Das ist ein Unding, dass sich die Sender, die DFL und die Vereine nicht zusammensetzen können, um in solchen Fällen zu verhandeln. Aber nein, am Sonntag soll es kein drittes Spiel geben. Das kriegen wir in Deutschland nicht hin.«
So berechtigt Völlers Kritik an der Allmacht des Fernsehens war, als so hanebüchen entpuppte sich sein Versuch, ZSKA Sofia zu einem der Topfavoriten auf den Gewinn des UEFA-Pokals zu erheben. »Ich hätte auch gern gegen Domzale gespielt oder in der 92. Minute einen zweiten Elfmeter zugesprochen bekommen. Sofia wird auch in der Gruppenphase Spiele gewinnen.« Mit Verlaub: Aber wer wie Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser und Rudi Völler den Anspruch erhebt, eine nationale Spitzenmannschaft zu formen, darf sich nicht hinter dem Namen ZSKA Sofia verstecken. Dass sich Holzhäuser am Samstag den Schmährufen der Bayer-Fans ausgesetzt sah, »tat mir leid«, sagte Völler. Ebenfalls leid taten ihm die Spieler, »die negative Atmosphäre im Stadion haben sie nicht verdient.«
Verdient hatte sich seiner Meinung nach aber der DSC Arminia das Führungstor. »Wir haben letztlich davon profitiert, dass Bielefeld den entscheidenden Konter nicht gesetzt hat.« Es wäre andernfalls Bayers dritte Niederlage in Serie gewesen - vermutlich hätte sich Völler dann auch noch selbst leid getan.

Artikel vom 03.10.2005