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Mondschatten auf der Erde

Geschehen am Oktoberhimmel beginnt mit einer Sonnenfinsternis

Von Reinhard Wiechoczek
Paderborn (WB). Fällt der Mondschatten auf die Erde, sprechen wir im Allgemeinen von einer Sonnenfinsternis, wenngleich sich die Sonne nie wirklich verfinstert, solange sie als gigantischer Atomkern-Fusionsreaktor ihre Energie in den Weltraum verströmt. An diesem Montag ist es wieder soweit: der »kleine« Mond schiebt sich für uns Erdbewohner vor die Sonne, diesmal mit der Besonderheit, dass er nicht die ganze Sonnenscheibe bedecken kann.

Auf seiner elliptischen Bahn bewegt sich der Erdtrabant in den erdferneren Regionen und erscheint deshalb im Durchmesser kleiner als die Sonne. Wenn er also zentral vor der Sonne herzieht, bleibt ein heller Außenring der Sonne übrig, es handelt sich um eine ringförmige Sonnenfinsternis. Als solche ist sie nur in einem schmalen Korridor sichtbar, der sich vom Nordatlantik über Spanien zur ostafrikanischen Küste des Indischen Ozeans etwa in Äquatorbreite erstreckt. Für uns Mitteleuropäer stellt sich die Finsternis als Teilfinsternis dar und lässt sich bei schönem Wetter in OWL von 9.57 Uhr bis 12.25 Uhr beobachten. Niemand sollte jedoch den ungeschützten Blick in die Sonne riskieren, Sonnenfilter, sogenannte Sonnenfolien oder besser gleich eine Sonnenfinsternisbrille sind unbedingt erforderlich, auch die Projektionsmethode mit Teleskopen ist geeignet und hat den Vorteil, dass mehrere Personen gleichzeitig den Vorgang verfolgen können. Um 11.09 Uhr wird mit 46% der größte Bedeckungsgrad erreicht.
Wäre die Sonnenfinsternis total, erstrahlten im Hintergrund die Sterne der Jungfrau, durch welche die Sonne noch bis zum 31.10. wandert, um dann um 7.00 Uhr in die Waage zu wechseln. Dabei steigert die Sonne den südlichen Äquatorabstand von -3,1 Grad auf -14,0 Grad. Winkelangaben mit negativem Vorzeichen nennt man südliche Deklination. Positive Deklinationswinkel weist die Sonne während des Nordsommers auf.
Der Neumond im Oktober steht natürlich mit der Sonne zusammen in der Jungfrau und zwar am besagten Finsternisdatum, 3.10. um 12.28 Uhr. Am 10.10. um 21.01 Uhr erscheint das Erste Viertel im Schützen, der Vollmond erhellt am 17.10. (14.14 Uhr) die Fische und das Letzte Viertel residiert am 25.10. um 3.17 Uhr im Krebs.
Planetenarm präsentiert sich der Abendhimmel. Venus als Abendstern durchwandert den Schlangenträger und den Skorpion mit -4.4m Helligkeit, geht aber frühzeitig unter. Mars wird am 1. Oktober im Stier stationär und anschließend rückläufig, das heißt, er bewegt sich für uns scheinbar rückwärts, weil ihn die schnellere Erde auf der Bahn um die Sonne bald überholen wird.
Am dunklen Firmament beschreibt die Milchstraße eine Kaskade vom Fuhrmann im Nordosten über Perseus, Cassiopeia zum Zenit mit Cepheus und flacht über Schwan und Adler zum Westhorizont ab. Der Große Wagen kurvt rückwärts am Nordhorizont in fortdauerndem Zirkumpolarumlauf um den Polarstern, der die Deichselspitze des Kleinen Wagens bildet. Pegasus und Andromeda aber sind die eigentlichen Herrscher über den Herbsthimmel; mit zunehmender Nachtstunde erobern sie den hohen Osten. Der Andromedanebel M31, jene Welteninsel mit 300 Milliarden Sonnenmassen in 2,5 Millionen Lichtjahren Ferne rückt in günstige Beobachtungsposition. Von derartigen Galaxien existieren Milliarden in scheinbarer Unendlichkeit. M45, der offene Sternhaufen der Plejaden im Stier; ist Mitglied unserer Milchstraße in nur 400 Lichtjahren »Nachbarschaft«.

Artikel vom 01.10.2005