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Wolfs Wende auf
der Autobahn

Diskussion um Weg aus dem Stau


Von Michael Diekmann
und Carsten Borgmeier (Fotos)
Bielefeld (WB). Das Thema ist ebenso neu wie heiß diskutiert. Wenden auf der Autobahn - am Stauende und unter Aufsicht der Polizei nach vollständigem vorherigen Absperren des Verkehrsweges. NRW-Innenminister Ingo Wolf will es durchsetzen, um die Wartezeit im Stau bei einer Großbergung nachhaltig zu verkürzen. »Eine positive Sache«, findet Friedhelm Wirxel (62). Der Prüfingenieur hatte selbst schon zwei Stunden im Stau am Bielefelder Berg ausgeharrt, bevor die gesamte Blechlawine zum Wenden bewegt und zur Abfahrt Sennestadt zurück geführt worden war.
»Eigentlich nicht neu«, findet Polizeihauptkommissar Karl-Heinrich Gehlhaus. Der Mann der Autobahnpolizei Stukenbrock, zuständig auch für den Streckenabschnitt Bielefeld mit A2 und A33 berichtet, man habe schon immer zur Maßnahme des Wendens gegriffen, wenn mehrstündige Vollsperrungen anstanden und ein schnelles Weiterkommen aussichtslos schien. Anders als im Rheinland habe man es in OWL vornehmlich mit Baustellenstaus zu tun: Die sind meist geplante Angelegenheit, organisatorisch vom Landesbetrieb Verkehr betreut. Besonders am Herzen liegt den Ordnungshütern allerdings die Anmerkung, dass es sich beim »Wenden« tatsächlich nur um ein spezielles Manöver unter Aufsicht und Anleitung der Autobahnpolizei handelt: »Und es muss zuvor eine Vollsperrung vor der letzten Abfahrt gegeben haben.« Dann ist eine amtlich als Rückführung bezeichnete Maßnahme fast schon ein alter Hut.
Ein paar kleinere Probleme mit dem NRW-Konzept verbunden sieht ADAC-Sprecher Ralf Collatz, der allerdings auch zu bedenken gibt: »Jeder Vorschlag, der hilft, das Stauvolumen zu reduzieren und damit den volkswirtschaftlichen Schaden, verdient eine Prüfung.«
Problematisch ist nach Ansicht des ADAC-Sprechers nicht nur das Risiko beim Wendemanöver auf der Autobahn, sondern die aus dem Wenden resultierende Konsequenz, mit der aufgestauten Blechlawineirgendwo auf Landstraßen bleiben zu müssen. Collatz traf damit auch das Empfinden von Ulrike Gaatz (35), als sie von der Idee erfuhr: »Dann steht ja anschließend alles im nächsten Dorf...«

Artikel vom 29.09.2005