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Strauß musikalischer Impressionen

Phantastischer Abend beim KulturTreff in der Senner Friedenskirche


Senne (le). »Welch ein phantastischer Abend«, so formulierte ein Zuhörer jetzt in der Senner Friedenskirche Senne seine Begeisterung über die KulturTreff-Veranstaltung. »Das war ja besser als in der Oetkerhalle.«
Leider konnte der Veranstalter den beiden Interpreten des Abends, Petra von Laer (Mezzosopran) und Gustav-Adolf Lent (Klavier), nur ein zahlenmäßig kleines Auditorium bieten. Das aber lauschte um so intensiver und faszinierter einer Sängerin, der man, wie einer Birgit Nilsson, die Attribute »Goldkehle und Silberzunge« zuordnen könnte.
Die Künstler präsentierten an diesem Abend einen Riesenblumenstrauß musikalischer Impressionen, der die ganze Palette von Liebesleid und Liebesschmerz umfasste.
In ihrer unnachahmlichen Art verstand es Petra von Laer mit ihrer so schönen, warmen und äußerst wandlungsfähigen Mezzosopranstimme, alle Facetten auf der Gefühlsskala der Liebe in betörender Weise einem gebannt lauschenden Publikum »in die Ohren zu schmeicheln«.
Dabei hilft ihr nicht nur eine langjährige Bühnenerfahrung, sondern auch die perfekte Beherrschung stimmlicher Gestaltungsmittel - eine prägnante Artikulation ebenso ein müheloser Wechsel der Register vom warmen Alt bis zum dramatischen Sopran.
Wer wäre nicht vom »Un certo..« von Vivaldi angerührt und hätte man die Klage der »Alcina« aus der gleichnamigen Oper von Georg Friedrich Händel oder das »Affani del Pensier« aus seiner Oper »Ottone« noch schöner und beseelter singen können? Man wurde mitgenommen in die halbszenisch auswendig und in Originalsprache dargebotenen Liebesklagen.
Der zweite Teil des Abends machte mit Schillervertonungen bekannt. So erlebte man Schweizer Folklore (Kuhreigen) in Robert Schumanns Tell-Liedern, ein Stückchen Programmmusik, die wie Schuberts »Des Mädchens Klage« und Curschmanns »Es lächelt der See« im schlichten Duktus tonschön daherkommen.
In der »Sehnsucht« von Schubert wird es dann dramatischer. Auch hier besticht Petra von Laer durch Expressivität verbunden mit dem ihr eigenen Charme. Zum Abschluss des Programms bewies die Sängerin in der Arie »Printemps qui commence« aus »Samson und Dalila« von Saint-Saëns, dass ihr das Bühnenfach besonders liegt.
Das Entbrennen der heißen Liebe zu Samson fordert alle Gefühlsnuancen, die Petra von Laer voll abdecken kann. In der Arie »Pres des rempart..« aus »Carmen« von George Bizet, singt sie berückend schön und verführerisch, während sie in der Arie »Voi lo sapete«“ aus der Oper »Cavalleria Rusticana« von Mascagni in ihrer Ausdrucksstärke an große Sängerinnen erinnert. Der Kirchenraum wurde in den dramatischen Phasen durch ihre Stimme schier gesprengt.
Der nicht enden wollende Beifall wurde mit der »Habanera« aus »Carmen« belohnt. Einen maßgeblichen Anteil am Erfolg hatte Gustav-Adolf Lent als zuverlässiger und aufmerksamer Begleiter am Klavier, der zudem durch Rezitation zweier Liebesgeschichten von Siegfried Lenz und Astrid Lindgren mancherlei Schmunzeln bei den Zuhörern auslöste - ein Widerpart zum Seelenschmerz.
l Pfarrer Berthold Schneider dankte mit Blumen für den Hörgenuss und wies auf die nächste Veranstaltung des KulturTreff hin: Am Sonntag, 16. Oktober, 18 Uhr gibt ein Gospelchor aus Detmold in der Senner Friedenskirche ein Konzert, zu dem wieder alle Musikbegeisterten eingeladen sind.

Artikel vom 30.09.2005