Gioacchino Rossinis »Reise nach Reims« hat am Sonntag Premiere
Bielefeld (uj). Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen, heißt es. Wenn aber viele keine Reise antreten, dann steht Gioacchino Rossinis »Reise nach Reims« auf dem Opernprogramm. Mit dem groß angelegten Ensemble-Stück eröffnet das Theater Bielefeld am Sonntag, 2. Oktober, in der Oetkerhalle die Musiktheater-Saison.
Eine aus allen europäischen Nationen zusammengesetzte Gesellschaft träumt davon, zur Krönung Karls X. zu Reisen, kommt aber nie dort an. Für Nicholas Broadhurst, der mit Rossinis »Barbier« in Essen Erfolge feierte und der zum ersten Mal am Theater Bielefeld Regie führt, steht Reims für eine Vision, einen Ort, auf den sich die Sehnsüchte und Träume eines jeden Einzelnen richten. Aus dem handlungsarmen Libretto filtert Broadhurst sie Nöte der Menschen heraus. Statt das Werk als Klamotte zu inszenieren, nimmt der britische Regisseur die Menschen ernst. »Alle wollen weg, dahin, wo ihnen das Leben schön und lebenswert erscheint, doch sie können nicht«, benennt Broadhurst das Problem. Um die Hinfälligkeit und das persönliche Fiasko von Wollen und Nicht-Können zu verdeutlichen, hat er die Handlung kurzerhand in ein Altenheim verlegt. Seit sechs Wochen absolviert Struan Leslie, Bewegungs-Regisseur und Choreograf, mit den Sängern und Sängerinnen ein spezielles Bewegungstraining. »Jeder soll sich vorstellen wie es ist, wenn man 60 Jahre älter ist und lernen, sich so zu bewegen«, sagt Leslie. Mit viel Ernst, aber auch Spaß und Liebe zum Detail habe man die Proben absolviert, betont Generalmusikdirektor Peter Kuhn, dem es obliegt, eine der musikalisch reichsten und anspruchsvollsten Opernpartituren zu durchdringen. Dabei werden sämtliche Register gezogen. Vom zarten Arioso bis zum in der Operngeschichte einmaligen 14-stimmigen »Gran Pezzo Concertato«. Von den 18 Rollen sind zwölf Hauptrollen, die enorme Anforderungen an die Sänger stellen. Neben dem eigenen Ensemble wird es ein Wiedersehen mit ehemaligen Mitgliedern, darunter unter anderem mit Mojca Vedernjak (Marquise Melibea) und Diana Amos (Gräfing Folleville) geben. Die Premiere beginnt am kommenden Sonntag um 18 Uhr. Weitere Aufführungen am 4., 16., 19., 26., 30. Oktober sowie am 3., 13., 19. November und 9., 30. Dezember. Karten sind unter Telefon 51 54 54 erhältlich.
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