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Mensch als Wesen begrenzter Existenz

Amador und Astrid Bartels in der Samuelis Baumgarte Galerie

Bielefeld (uj). »Es ist alles eitel . . .« Wer dieser Tage die Samuelis Baumgarte Galerie am Niederwall 10 besucht, mag sich der Worte des Dichters Andreas Gryphius erinnern, der wie kein anderer das Bewusstsein um Tod und Vergänglichkeit des Menschen in poetische Worte zu fassten wusste. Gut 300 Jahre später verleiht der international gefragte spanische Künstler Amador dem Vanitas-Gedanken der Barockzeit ein neues Gesicht.

Die menschliche Figur steht im Zentrum des künstlerischen Werks des Bildhauers und Malers Amador. Der Mensch zeigt sich in Bronzen, Kunstharz-Skulpturen, in Holzschnitten, Fotografien, Gemälden und auf Videos als ein diffuses Wesen, das an eine zeitlich begrenzte Existenz gekettet ist.
»In gewisser Weise verbirgt sich dahinter eine traurige und pessimistische Weltsicht, in der der Mensch zum Leben auf dieser Erde verdammt ist«, schreibt Fernando Francés im Katalog zur Ausstellung, der im Frühjahr anlässlich einer umfassenden Amador-Schau im Georg Kolbe-Museum in Berlin erschien. Ein Großteil jener Werke ist nun bei Baumgarte zu sehen.
Ein Besuch der Ausstellung lohnt sich. Denn der mallorquinische Künstler gewinnt dem Morbiden eine erstaunliche, magische Schönheit ab. Seine aus farbigem Kunstharz gegossenen menschenförmigen Skulpturen ziehen an und lassen gleichermaßen erschauern. Denn die aufgequollene Masse ohne klare Form scheint sich im Stadium der Zersetzung zu befinden. Andere wiederum, die vom Künstler nach dem Guss mit Bast umwickelt wurden, wirken wie mumifizierte Körper.
Um sie herzustellen, gräbt der Künstler Erdlöcher aus, deren Form an Krippen oder Gräber erinnert. Danach gießt er eine milchige Flüssigkeit hinein. Im Kontakt mit der Erde reagiert das flüssige Polyester, verfestigt sich und verwandelt sich in einen schwammigen Körper aus durchsichtigem Fleisch. Das Ergebnis ist atemberaubend.
Die ikonografische Auflösung der menschlichen Form setzt Amador konsequent auch in anderen Techniken fort. Stets bewegt sich seine Kunst auf dem unsichtbaren Grat zwischen Erde und Geist dem Greifbaren und dem Imaginären, dem Begrenzten und dem Unendlichen.
In der Dependance Obernstraße präsentiert Baumgarte parallel Malerei und Objekte der Folkwang-Absolventin Astrid Bartel.s Ursprünglich dem Informell zugewandt, bestimmen zunehmend Gitter- und Streifenstrukturen das Werk der Künstlerin, das an die symmetrischen Bilder von Frank Stella anknüpft. Indem Bartels Oberflächen aus Rost gestaltet, gewinnen die Arbeiten einen zusätzlichen haptischen Reiz. In der Weiterführung schichtet die Künstlerin mehrere mit Streifen versehene Plexiglasschichten übereinander. Eine Erweiterung der Malerei hin zum Objekt.
Amador, Skulptur, Malerei Installation, bis zum 1. November, Niederwall 10.
Astrid Bartels, »Looking Through«, Objekte, bis zum 27. Oktober, Obernstraße 28. Öffnungszeiten: dienstags bis freitags von 10 bis 18 Uhr, samstags von 10 bis 14 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Telefon 17 35 21.

Artikel vom 30.09.2005