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Mercedes setzt
den Rotstift an

Abbau von 8500 Stellen bestätigt

Stuttgart (dpa). Bei DaimlerChrysler werden in den deutschen Pkw-Werken der Kernsparte Mercedes in den nächsten zwölf Monaten 8500 Stellen gestrichen. Das teilte der Konzern gestern mit.
Der Mercedes-Stern verliert zusehends an Glanz.

Insgesamt arbeiten in den sechs deutschen Werken, die Personenwagen und Aggregate fertigen, 77 000 Männer und Frauen. Sprecher des Unternehmens weigerten sich lange, konkrete Zahlen zum geplanten Abbau nennen. Bislang war in der Branche über einen Wegfall von etwa 5000 Stellen spekuliert worden. Der Konzern will den Automobilbau bis 2007 mit einem milliardenschweren Programm sanieren.
Der Betriebsrat wollte sich gestern nicht äußern. Betriebsbedingte Kündigungen bei Mercedes sind bis 2012 ausgeschlossen. Im Juli 2004 hatte DaimlerChrysler einen Beschäftigungssicherungspakt für die 160 000 DaimlerChrysler-Arbeiter in Deutschland abgeschlossen. Das Sparpotenzial bezifferte das Unternehmen damals auf jährlich eine halbe Milliarde Euro.
Einen Personalüberhang gibt es vor allem in den größten Werken Sindelfingen und Untertürkheim bei Stuttgart. Auch in Bremen könnten Arbeitsplätze gestrichen werden, vermuten Experten. Die »Stuttgarter Nachrichten« berichteten, DaimlerChrysler wolle neben dem Abfindungsprogramm wohl auf eine Klausel der im Juli 2004 abgeschlossenen Standortsicherung zurückgreifen, wonach weiteren 3800 Mitarbeitern Altersteilzeitverträge angeboten werden dürfen. Außerdem sollen weitere Mitarbeiter ihren Stamm-Arbeitsplatz aufgeben, um künftig je nach Auftragslage in anderen Werken eingesetzt zu werden. Bereits heute sind Mitarbeiter aus Sindelfingen und Bremen im Werk Rastatt beschäftigt, wo die A- und B-Klasse gebaut werden.
Seit Dienstagabend tagt der DaimlerChrysler-Aufsichtsrat in Detroit. Bereits in den ersten beiden Quartalen hatte DaimlerChrysler für die Sanierung der Kleinwagen-Sparte smart 1,1 Milliarden Euro an »Sonderkosten« verbucht und die ursprüngliche Gewinnerwartung für das laufende Jahr reduziert.
Konzern und Betriebsrat verhandeln seit längerem über sozialverträglichen Stellenabbau. Die Gespräche wurden noch von Ex-Mercedes-Chef Eckhard Cordes begonnen, den im September Dieter Zetsche ablöste.

Artikel vom 29.09.2005