29.09.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Liebe im Abendlicht

»Tsunami« rollt bei ProSieben auf die Insel Sylt zu

ProSieben, 20.15 Uhr: Filmproduzent und Autor Hans-Hinrich Koch saß Ende letzten Jahres während seines Weihnachtsurlaubs im Harz vorm Fernseher. Er sah die ersten Bilder von der asiatischen Flutwelle und fragte sich: »Wieso machen die schon jetzt Reklame für unseren Film?«, war sein spontaner Gedanke. »Der soll doch erst im Frühjahr kommen.«

Aber das war kein Film, sondern Wirklichkeit. Und beim Sender verstummte die Diskussion, ob der Titel »Tsunami« verständlich ist. Nun kannte jedes Kind den Begriff. Eine andere Diskussion fing an: War es angebracht, so bald nach der Katastrophe diesen Film zu senden? Man verschob ihn auf den Herbst. Heute ist er zu sehen.
Er dürfte dennoch unter die Haut gehen. Denn hier, im fiktiven Rahmen, rückt die Katastrophe bedrohlich nahe. Sylt ist in Gefahr. Eine riesige Welle, ausgelöst durch illegale Sprengungen skrupelloser Erdölforscher, rollt auf die friesische Trauminsel zu. Die Menschen sollen evakuiert werden. Aber bleibt überhaupt noch Zeit dazu? Der nervenfetzende Wettlauf mit der sich nähernden Katastrophe setzt ein.
Warum soll gerade nur Sylt das Opfer werden und nicht, bei einer solch gewaltigen Wassermasse, die gesamte norddeutsche Küste? Darauf hat Koch eine entwaffnende Antwort: »Das wäre einfach zu aufwendig geworden.« Auch so schon war der Film mit seinen Computeranimationen teuer genug. Die genauen Kosten will man nicht verraten.
Koch fand nicht nur die Katastrophe selbst filmisch faszinierend: »Ich wollte nicht einen der Katastrophenfilme machen, wie sie in den siebziger Jahren Mode waren, wo es einzig um das eine einmalige Ereignis geht«, sagt er. Hier spielen auch Liebe und Leidenschaft, Freundschaft und Hass mit. Held Jaan (Kristian Kiehling) sucht nach den Mördern seines besten Freundes und stößt dabei auf die zunächst spröde Umweltschützerin Svenja (Anja Knauer).
Und aus zunächst nur flüchtiger Zuneigung wird bald große Leidenschaft, die sich dann im Abendsonnenschein auf der wieder friedlich daliegenden Insel Sylt ausleben lässt. Gefilmt wurde nicht nur dort, sondern auch auf der Nachbarinsel Amrum.
ProSieben beschäftigt sich im Anschluss an den Film in einer »Galileo Spezial«-Ausgabe, in der geklärt werden soll, ob Sylt wirklich bedroht ist.

Artikel vom 29.09.2005