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»Es besteht weiter Handlungsbedarf«

Tagung zur Freizeitgestaltung Behinderter


Bielefeld (SC). »Bielefeld hat bei der Integration behinderter Menschen schon viel erreicht, aber es besteht weiterhin Handlungsbedarf.« Dieses Fazit konnte Günther Ohlendorf, Abteilungsleiter im Zentralen Dienst Jugend, Soziales, Wohnen, am Ende der Arbeitstagung zum Thema »Freizeitgestaltung im Leben von Menschen mit Behinderungen« ziehen.
Fachpersonal aus dem Pflege- und Betreuungsbereich und natürlich Menschen mit Behinderungen selbst diskutierten über die Situation in Bielefeld und brachten Wünsche und Vorschläge zur Verbesserung ein.
Angesprochen wurden die Bereiche Barrierefreiheit, die Forderung einer Übersicht über mögliche Freizeitaktivitäten, das persönliche Budget, Reisen sowie das Thema Sport. Ohlendorf betonte, dass die Stadt Bielefeld besonders im Bereich der Barrierefreiheit schon eine Menge getan habe, wie beispielsweise beim ÖPNV oder dem neuen Bahnhofsviertel. Allerdings sei dies ein langwieriges Projekt, das auch in den nächsten Jahren noch nicht zum Abschluss kommen werde.
Das persönliche Budget war ein weiteres Diskussionsthema, denn viele Freizeitaktivitäten und besonders Urlaube scheitern oft am Geld. Wo in allgemeinen Jugendfreizeiten ein Betreuer für zehn Kinder zuständig ist, benötigen Menschen mit Behinderungen oftmals einen Betreuer pro Person, am besten mit fachlicher Qualifikation. Das kostet. Auch die Finanzierung der Übungsleiter im Sport, besonders für geistig Behinderte, gestaltet sich schwierig.
Als weiterer Problemkomplex wurde der demographische Wandel genannt. »Schon jetzt sind 65% der 26 700 Behinderten in Bielefeld über 60, 30% sogar über 70 Jahre alt«, berichtet Ohlendorf. »Dies erfordert ganz neue Projekte. So gibt es schon erste Fachstellen für Demenz und auch der offene Bereich der Altenhilfe stellt sich auf den zunehmenden Bedarf ein.«
Die Rekrutierung neuer ehrenamtlicher Helfer sowie die Förderung der Kontakte Nichtbehinderter zu Menschen mit Behinderungen kennzeichnet ebenfalls einen Bereich, an dem gearbeitet werden muss. »Es gibt zwar in Bielefeld viele Treffs für Menschen mit Behinderungen, allerdings bleiben sie dort unter sich. Nur zu bestimmten Anlässen kommt es zu einer Gemeinschaft zwischen Behinderten und Nichtbehinderten«, meint Ohlendorf.
Die Ergebnisse der Tagung werden dem Behindertenbeirat vorgelegt, der dann über weitere Handlungsperspektiven diskutieren und abstimmen kann.

Artikel vom 29.09.2005