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Verbreitete noch Siegeszuversicht: die Jazz-Dance-Gruppe »Diversity« beim Besuch der Bewertungskommission in Schröttinghausen.Foto: Gerhard Hülsegge

Das Siegertreppchen
ganz knapp verfehlt

»Unser Dorf hat Zukunft«: Platz 4 und 5 für Bielefelder

Von Gerhard Hülsegge
Niederdornberg-Deppendorf/Eckardtsheim (WB). Das Ziel knapp verfehlt: Sowohl Eckardtsheim als auch Niederdornberg-Deppendorf/Schröttinghausen gingen gestern Abend bei der Preisverleihung zum Wettbewerb »Unser Dorf hat Zukunft« in Gütersloh-Spexard leer aus.

Den Sieg trug der Versmolder Ortsteil Bockhorst davon für sein Dorfentwicklungskonzept und die gute Einbindung der Neubaugebiete. Platz zwei belegte Halle-Hörste wegen der Eigeninitiative bei der Schulhofgestaltung. Dritter wurde Möhler mit Schloss bei Herzebrock-Clarholz, wo die Bewertungskommission besonders beeindruckt war von der Dorfkapelle sowie der guten Dorfrand- und Grünflächengestaltung.
Eckardtsheim landete auf Rang vier, gefolgt von Niederdornberg-Deppendorf/Schröttinghausen auf Platz 5. »Sie sind also trotzdem gut gewesen und absolut super«, betonte Astrid Hoffmann vom Umweltamt des Kreises Gütersloh, Organisatorin des Landeswettbewerbs mit insgesamt elf Teilnehmern. Die volle Zahl von 100 Punkten hat übrigens niemand erreicht. Der Erstplatzierte brachte es aber immerhin auf knapp 90.
Es sei schwierig gewesen, die richtige Wahl zu treffen, meinte Heribert Kanschik, der Leiter der Bewertungskommission. Zu berücksichtigen seien auch strukturelle Unterschiede. So sei Eckardtsheim kein klassisches Dorf, sondern bekanntlich eine ehemalige Anstalt Bethels. »Da gibt es keinen Ortskern mit Parkanlage«.
»Das ist ein Wettbewerb, man geht hin und wartet ab«, kommentierte Karl Josef Klasen, Mitglied des Initiativkreises zum Erhalt der alten Volksschule Deppendorf, das Ergebnis für Dornberg. Enttäuscht zeigte er sich nicht. Der Architekt sah die Sache inzwischen eher »neutral«.
Allzu viel Hoffnung auf einen »Titel« hatte man sich ohnehin nicht gemacht. Dafür stand der Besuch der Bewertungskommission am 15. September unter einem zu schlechten Stern. Dauerregen und kleine Pannen (das WESTFALEN-BLATT berichtete) verhagelten die Teilnehmern der 90-Minuten-Visite die Stimmung.
»Das ist natürlich schief gelaufen«, meinte denn auch anschließend Angelika Wilmsmeier, »alle waren unglaublich nervös, die Nerven lagen blank«. Trotzdem hatte nicht nur sie als Mitglied des »Runden Tisches«, der seit geraumer Zeit jeweils mittwochs in Deppendorf tagt, noch gehofft, am Ende für preiswürdig befunden zu werden. Schließlich hatte man bei der Ortsbegehung eine Menge aufgeboten: zum Beispiel den Bauernhof Meyer zur Müdehorst von 1791, Unter- und Obermühle aus dem Jahre 1535 mit Intention als Bauernhaus-Café, ein Freibad, das in Kombination mit dem Campingplatz einmalig ist und nicht zuletzt die Volksschule Deppendorf, für deren Erhalt 350 Unterschriften gesammelt worden sind.
Dass es nicht unter Denkmalschutz gestellt wurde, mag ein erster Rückschlag für die Deppendorfer und Schröttinghauser gewesen sein. Entmutigen lassen sie sich dadurch aber nicht. »Und wir werden nicht das letzte Mal beim Wettbewerb mitgemacht haben«, so Wilmsmeier, FDP-Mitglied der Bezirksvertretung Dornberg, im Vorfeld der gestrigen Entscheidung.
Einer, der ebenfalls am Ball bleiben wird, ist Architekt Hans-Friedrich Bültmann. Der Erfinder des Master-Rahmenplans für Schröttinghausen-Dorf hat sich der »hammerharten Aufgabe« verschrieben, die Ortsteile Schröttinghausen, Niederdornberg und Deppendorf miteinander zu verbinden. Möglich werden soll dies über die Findung einer »neuen Mitte« mit künftig 3000 statt 2700 Einwohnern. »Nachverdichtung« heißt das Schlüsselwort für ein behutsames Wachsen, die Aufstockung der Flachdachsiedlung mit rund 70 Dächern, die Entwicklung von Arbeitsplätzen in Schröttinghausen mit Handwerkerhöfen und neuen Siedlungsbereichen.
Das heißt: Niederdornberg, Deppendorf und Schröttinghausen haben eine Zukunft - auch wenn es diesmal noch zu keinem Preis gereicht hat.

Artikel vom 29.09.2005