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Diagnose: Lymphome
Ärzte am Lesertelefon: wie Lymphknotenkrebs erkannt und behandelt wird
Lymphknotenkrebs gehört in den Industrieländern zu den häufigsten Krebserkrankungen. Dennoch sind Krankheitsform und Therapiemöglichkeiten weitestgehend unbekannt.
Wie groß der Informationsbedarf zum Thema Lymphome - so der medizinische Fachbegriff - ist, hat jüngst das Gesprächsangebot am WESTFALEN-BLATT-Lesertelefon gezeigt. Ungezählte Anrufer wollten sich von den Experten Dr. Christian Teschendorf, Oberarzt der Hämatologie und Onkologie am Knappschaftskrankenhaus Bochum, und Dr. Guido Kobbe, Oberarzt der Abteilung für Hämatologie, Onkologie und klinische Immunologie an der Düsseldorfer Uni-Klinik, beraten lassen. Für alle, die mit ihren Anrufen wegen der großen Nachfrage nicht durchkamen, nachfolgend die am häufigsten gestellten Fragen und die Antworten der Spezialisten.
Eine ältere Frau etwa wollte von Dr. Kobbe wissen, woran man Lymphknotenkrebs erkennen kann. Kobbe: »Die Symptome eines Lymphoms ähneln denen einer Erkältung sehr - geschwollene Lymphknoten, Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Gewichtsverlust. Häufig treten auch Nachtschweiß und erhöhte Temperatur auf.« Wenn nach zwei Wochen keine Besserung der Symptome eingetreten sei, also die Lymphknoten beispielsweise nicht wieder abschwellen, sollte mit dem Hausarzt gesprochen, eventuell eine Gewebeprobe des Lymphknotens untersucht werden.
Übrigens sei heute das Non-Hodgkin-Lymphom (NHL) die weitaus am meisten verbreitete Form des Lymphoms, so Kobbe weiter. Die Häufigkeit sei seit Beginn der 1970er Jahre um 80 Prozent gestiegen. Allein in Deutschland erkranken jährlich etwa 12 000 Menschen an NHL. Dr. Christian Teschendorf: »Grundsätzlich können Menschen jeden Alters erkranken, zumeist tritt dieser Krebs jedoch bei 40- bis 70-Jährigen auf.
Mehrfach wurden die Ärzte nach den Heilungschancen bei Lymphknotenkrebs gefragt. Das hänge sowohl von Ausbreitungsgrad (Stadium) als auch der Art der Erkrankung (indolente oder aggressive Lymphome) ab, antwortete dazu Dr. Teschendorf. »Für aggressive NHL besteht heute durch moderne Chemotherapie mit Zusatz eines Antikörpers eine Heilungschance von mehr als 50 Prozent. Verglichen mit anderen schweren Erkrankungen ist das eine sehr hohe Rate.«
Welche Behandlungsmöglichkeiten es für sie gäbe, wollte eine 66-jährige Patientin wissen, die an einem indolenten Lymphom, der langsam fortschreitenden Variante, leidet. Dr. Guido Kobbe riet ihr, die Krankheitszeichen regelmäßig kontrollieren zu lassen und mit einer Therapie noch zu warten, da der Verlauf der Erkrankung erst über die geeignete Therapie entscheidet. »In der Regel werden Lymphome mit klassischer Chemotherapie behandelt, die heute in bestimmten Fällen - bei Lymphomen vom B-Zelltyp - mit einer neuartigen Antikörpertherapie kombiniert werden kann.«
Diese Antikörper sind in lanjähriger Forschung entwickelte Substanzen, welche speziell die Krebszellen erkennen, sich an diese »andocken« und sie bekämpfen. Die Rückfallrate bei NHL könne durch eine kombinierte Antikörper- und Chemotherapie deutlich reduziert werden, klärten die Mediziner auf. Ein weiterer Vorteil dieser Behandlungsmethode seien die geringeren Nebenwirkungen.
Besonders groß war auch das Interesse der Anrufer an nicht medikamentösen Behandlungen wie beispielsweise Naturheilmitteln. Die Experten rieten diesbezüglich jedoch zur Vorsicht, da positive Wirkungen bisher nicht nachgewiesen werden konnten. Aufbauspritzen mit Vitaminen und Spurenelementen können unterstützend wirken, aber von Thymusextrakten oder Ozontherapie riet Kobbe ab: »Davon halte ich nichts.«
Informationen: Deutsche Leukämie- und Lymphom-Hilfe
www.nhl-hilfe.de

Artikel vom 22.10.2005