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Fortschritt

Sach- vor Personalfragen


Eigentlich unmöglich, an so einem Tag wie gestern weiterzukommen: SPD und Union standen unter dem Zwang, alle Rollen auf einmal einnehmen zu müssen: Im Bundestag wurde zum letzten Mal in alter Schlachtordnung debattiert - allerdings über ein Thema (Afghanistan), das wegen seiner lebensgefährlichen Konsequenzen zur Einigkeit mahnte. Gleich nebenan in der Parlamentarischen Gesellschaft warteten hingegen konkrete Aufgabenlisten für eine noch zu verabredende große Koalition. Und draußen standen die schweren Limousinen abfahrbereit für drei Tage Restwahlkampf in Dresden, wo allerdings kaum noch wirklich was zu holen ist.
Um so überraschender war der getrennte Auftritt von Merkel und Schröder vor den Kameras am Abend: Sach- vor Personalfragen, wirtschaftliche Fortschritte und Bewahrung des sozialen Ausgleichs - so die einhellige Botschaft, die hoffen lässt.
Vielleicht ist es unwichtig, dass im Streit um den Kanzlerposten absolut keine Bewegung auszumachen ist. Wer will, kann stattdessen die bizarre Anti-SPD-Koalition von CDU/CSU, FDP, Grünen und - man höre und staune - Linkspartei bestaunen. In der ersten Sitzung des neuen Bundestages soll doch schon ein Bundestagspräsident gewählt werden. Vorentscheidung - oder weiteres Vorgeplänkel? Egal, wichtig ist die Erkenntnis, dass die Lösung von Sachfragen für Deutschland wichtiger ist. Reinhard  Brockmann

Artikel vom 29.09.2005