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Auf der
Suche nach
»Napoleon«

Von Laura-Lena Förster
Durch die Regale zu gehen macht keinen Sinn. Auf der Suche nach dem richtigen Buch wird der Student vor allem zu einem angehalten: zum Sitzenbleiben. Computer einschalten, Internet aufrufen und zum Magazin der Universitätsbibliothek durchklicken - so beginnt moderne Recherche. Wer von hier an einige Fachwörter beherrscht und mit Suchmasken wohl umzugehen weiß, kommt (meistens) zum Ziel.

2,1 Millionen Bücher und Fachzeitschriften verwahrt die Bibliothek der Uni Bielefeld. Natürlich wird weder ein angehender Jurist noch eine Lehrerin alle kennen und benutzen müssen.
Aber bei Abschlussarbeiten sind es mitunter schon um die 100 Titel, die berücksichtigt werden wollen. Spätestens bei dieser Menge mahnen das Portemonnaie in der Buchhandlung und der Professor bei der Notenvergabe, wenn er sieht, dass oberflächlich gearbeitet wurde.
Nun will das niemand. Und dank des Katalogs muss es auch niemand. Er verzeichnet Bücher, Zeitschriften und elektronische Dokumente, die sich größtenteils irgendwo in den Regalen verbergen. Wenn man richtig mit ihm umzugehen weiß, sagt er sogar genau wo.
Dabei hilft die einzeilige Suchmaske - sozusagen das Einstiegsmodell. Bestandteile des Autorennamens oder des Titels können hier wahrlos eingesetzt werden, ob groß oder klein geschrieben, das spielt keine Rolle. Wer beispielsweise den Standort von »Napoleon« - der Verfasser ist Johannes Willms - herausfinden möchte, kann »Napoleon«, »Willms« oder »Johannes Willms« eingeben, um nur einige Möglichkeiten zu nennen.
Die angezeigten Treffer, empfiehlt Bibliothekarin Ulrike Sambale, sollte man immer in der Langanzeige darstellen lassen. Denn nur dort werden die vollständigen bibliographischen Angaben, also Erscheinungsort, -jahr und so weiter, sichtbar. »Wenn ich das Buch schließlich ausleihen möchte, muss ich zwei Dinge beachten«, rät Ulrike Sambale. »Den Ausleihstatus und die lokale Angabe. Ist der Titel bereits verleihen, kann man ihn mit Hilfe des Studienausweises, der gleichzeitig der Bibliotheksausweis ist, und einem Passwort vormerken. Sprich: Sobald er wieder frei, schicken die Mitarbeiter der Unibibliothek eine Mail oder einen Brief ab.«
Die lokale Angabe meint schlichtweg den Standort. Der ist nicht irgendwie, sondern mit System gewählt. Wo ein Buch steht, hängt erstens von der Fachbibliothek (also Mathe oder Anglistik), zweitens vom Thema und drittens von der alphabetischen Reihenfolge ab. Hieraus ergibt sich ein Zahlen- und Buchstaben-Code - die Signatur. Sie steht auf dem Buchrücken und ist so etwas wie die Adresse.
Hat man sie erst einmal gefunden, darf der Kopf abschalten und die Motorik einsetzen. Leider gibt es aber manchmal Tücken, die einen raschen Erfolg verhindern. Wer sich auf die Suche nach »Die Physiker« von »Friedrich Dürrematt« macht, dem werden neun Treffer aufgelistet, von denen aber nicht alle Originale sind. Plötzlich steht dort ein Buch, das zwar auch »Die Physiker« heißt, aber einen ganz anderen Autor hat.
Ulrike Sambale weiß, warum das passiert ist: »Wenn man den Suchbegriff ÝPhysikerÜ in die einzeilige Maske eingibt, werden eben sämtliche Titel, die so heißen, angezeigt. Und auch ÝDürremattÜ selbst kann als Stichwort zu einem Objekt werden, sofern denn jemand sein Buch nach ihm benannt hat.« Dann hilft nur Phase zwei der elektronischen Recherche: die erweiterte Suche. Sie ermöglicht, wie der Name schon sagt, eine Suche nach mehreren Kriterien.Fortsetzung

Artikel vom 11.10.2005