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Gesucht und nicht gefunden

Theorie von der Höherentwicklung der Arten gibt bis heute Rätsel auf

Von Reinhard Brockmann
Bielefeld (WB). »Von der Amöbe zu Goethe«: Die Lehre von der Evolution tritt auf der Stelle. Bio- und Gentechnik können trotz gewaltiger methodischer Fortschritte einfach keine Beweise für wichtige Grundannahmen finden.
Professor Siegfried Scherer: »Niemand hat Hinweise darauf, wie der erste Einzeller vor Millionen Jahren entstanden ist.« Foto: Stefan Hörttrich
Seit Charles Darwins (1909 - 1882) Werk »Über den Ursprung der Arten« ist die Entwicklung des Lebens von primitiv zu genial, vom Urknall zum Menschen weltweit Lehrmeinung - bislang jedenfalls.
Professor Siegfried Scherer, Inhaber des Lehrstuhls für Mikrobielle Ökologie an der Technischen Universität München, gehört zu den ganz wenigen deutschen Hochschullehrern, der wichtige Inhalte unserer Schulbücher für falsch hält. In einem ausführlichen Interview mit evangelischgen Nachrichteagentur idea hat er jetzt seine Kernthese erläutert. Bis heute habe die Evolutionstheorie keine belastbaren Beweise für die Entwicklung vom Einzeller zu komplexen Lebensformen vorlegen können. Der Professor ist ehrenamtlicher Vorsitzender der evangelikalen Studiengemeinschaft »Wort und Wissen«.
Trotz der Entschlüsselung von Erbinformationen und weltweit massivster Forschungsanstrengungen auf dem Gebiet der Gentechnologie blieben zwei Grundannahmen bis heute unbewiesen, meint Scherer: Niemand habe Hinweise darauf, wie der erste Einzeller vor Millionen Jahren entstanden sei. Und auch die Höherentwicklung sei bis heute reines Zufallsprodukt, eine Systematik nicht zu erkennen. Allenfalls die lange bekannte Tatsache, dass primitive Lebensformen in tieferen Schichten, komplexere Arten weiter oben gefunden würden, stütze die Lehrmeinung. Die Veränderung des Erbgutes bleibe bis heute ein ungelöstes Rätsel. Scherer: »Als Biologe kann ich sagen: Je mehr wir über Genetik wissen, desto schwieriger wird es, diese Fragen zu beantworten.«
So sei es inzwischen gelungen, den Evolutionsmechanismus zu erkennen. Es werde sichtbar, was in der Erbmasse ablaufe, wenn sie sich verändere, also mutiere. Allerdings, so Scherer, »es wird immer klarer, dass der Mechanismus der Höherentwicklung nicht gefunden wurde.« Falls es die Aufwärtstendenz dennoch gebe, sagt der Wissenschaftler mit aller ihm eigenen Vorsicht, »dann durch Prozesse, von denen wir bisher keine Ahnung haben.«
Scherer bekennt sich grundsätzlich zu den Grundannahmen der vor allen in den USA Zulauf gewinnenden ID-Theorie vom »Intelligenten Design«. Allerdings grenzt er sich ab von der »Kreatonismus« genannten Annahme, der biblische Schöpfungsbericht sei im streng wissenschaftlichen Sinne korrekt.
Unter dem Kürzel ID versammelt sich eine große Bandbreite von Evolutionskritikern. Das Spektrum reicht von den so genannten Sechs-Tage-Kreatonisten, über Christen, die die Evolution akzeptieren - allerdings als gesteuerten und keinesfalls zufälligen Prozess - bis hin zu atheistischen Wissenschaftlern, die ihre Forschungen einfach nicht anders erklären können.
Diese dritte Gruppe glaubt absolut nicht an das Wirken eines Schöpfergottes, erkennt wohl aber, dass irgendein unbekannter »intelligenter Designer« hinter all der Vielfalt und Pracht der Schöpfung stehen muss. Leitartikel

Artikel vom 06.10.2005