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Möllers Wurzeln liegen in Warstein

Familienunternehmen in der achten Generation feiert morgen 275. Geburtstag

Von Bernhard Hertlein
Bielefeld (WB). Möller gehört zu den ältesten, von Anfang bis heute in Familienbesitz befindlichen Unternehmen in Deutschland. Morgen feiern Dr. Peter und sein Sohn Felix von Möller sowie 3100 Mitarbeiter den 275. Geburtstag.
Der 27-jährige Adhan Pamuk -Êhier mit einem Zuliefererteil für den Smart -Êarbeitet in der Endkontrolle für Automobilteile aus Kunststoff.
Johann Theodor Möller legt 1730 den Grundstein.
Felix von Möller vertritt die achte Familiengeneration.

Dr. Peter von Möller, der das Bielefelder Familienunternehmen bis 2004 in siebter Generation geführt und zudem von 1986 bis 1994 als Präsident an der Spitze der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen gestanden hat, nannte drei Erfolgsfaktoren:
-ÊVernunft und normaler Menschenverstand,
-Êein gutes Bauchgefühl und
-Êder Wille, etwas zu erreichen.
Hinzu kommt der Mut, sich von nicht mehr konkurrenzfähigen Produktionen zu trennen und stattdessen zukunftsfähige Werkstoffe zu entwickeln. Wie berichtet, musste ausgerechnet im Jubiläumsjahr die Gerberei in Bielefeld schließen. Andererseits tüftelt die Entwicklungsabteilung schon jetzt an Verfahren für Produkte, die bei einer weiteren Verknappung von Erdöl Kunststoff teilweise ersetzen. Erste Erfolge erzielte Möller schon mit Hanf.
Die Geschichte der Familie Möller lässt sich bis 1583 zurückverfolgen. Aus der damaligen Zeit stammende Unterlagen weisen die Vorfahren als Pächter der herzoglichen Mühle in Elberfeld aus.
Den Grundstein für die heutige Unternehmensgruppe legte 1730 Johann Theodor Möller, als er in Warstein eine Kupferhütte übernahm. Sie lief offenbar so erfolgreich, dass er bald sieben weitere Werke zwischen Köln und Minden aufkaufte. Dazu gehörte auch 1762 der Kupferhammer im Bielefelder Stadtteil Quelle.
Den nächsten wichtigen Schritt unternahm 1827 der damals schon 65-jährige Theodor Adolf Möller mit der Errichtung einer Gerberei. Sein Sohn Friedrich wurde fünf Jahre später Teilhaber. Er war der erste in der Familie, der sich auch politisch engagierte. Neun Jahre gehörte er dem Preussischen Abgeordnetenhaus an. Theodor Adolf Möller gehörte außerdem zu den Gründungsaktionären der Ravensberger Spinnerei in Bielefeld.
Als Vertreter der vierten Generation trugen sich die Brüder Karl und Theodor Möller in die Firmengeschichte ein. Der eine studierte Naturwissenschaften, der andere erlernte unter anderem in Liverpool das internationale Geschäft. 1864 gründeten sie gemeinsam das Maschinenbau-Unternehmen K. & Th. Möller. »Noch vor 20 Jahren«, berichtete jetzt Peter von Möller, »erhielten wir Nachrichten von Apparaten, die irgendwo auf der Welt im Einsatz waren.« Mangelnde Liquidität hatte dabei schon 1930 zur Schließung geführt; die Produktion wurde später von den früheren Möller-Werksleitern Baumgarte und Maier selbstständig fortgeführt. Theodor Möller brachte außerdem als nationalliberaler Abgeordneter im Reichstag den Möllers Ehre. Seit seiner Erhebung in den Adelsstand tragen die Familienmitglieder das »von« in ihren Namen.
Theodor Gerhard Möller modernisierte von 1903 an die Gerberei. Neue technische Produkte wie Dichtungen, Lederkeilriemen und Abdeckungen wurden ins Programm aufgenommen.
Gerd Möller ersetzte das Leder bei den Keilriemen durch Gummi. Er fiel im zweiten Weltkrieg. Sein Vater wollte die neue Kunststoffproduktion aufgeben. Wolfram Hilger, der die Witwe heiratete und 1950 die Geschäftsführung übernahm, überzeugte den Großvater jedoch von den guten Zukunftsaussichten. Bald lieferte Möller Fensterrahmen und Armaturenbretter aus Duroplast für die Isabella von Borgwart und den Mercedes 180 von Daimler.
Unter Peter von Möller, der 1962 die Geschäftsführung übernahm, wurde vor allem der Automobil-Zuliefererbereich weiter ausgebaut. 1980 startete die erste Auslandsfertigung in Frankreich. Heute, da 2004 die achte Generation das Unternehmen übernommen hat, ist die Gruppe global ausgerichtet.

Artikel vom 28.09.2005