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Paderborn und Paris feiern Hochzeit

Neuer Eigentümer für Orga Kartensysteme -ÊFusion mit Tochterfirma der Safran-Gruppe

Von Bernhard Hertlein
Paris/Paderborn (WB). Orga, Entwickler und Hersteller von Chipkarten-Systemen mit Stammsitz in Paderborn, gehört künftig der französischen Safran-Gruppe. Der Konzern will die Neuerwerbung mit seiner Tochterfirma Sagem Défense Sécurité zusammenschließen.
Der neue Eigentümer der Firmengruppe Orga Kartensysteme will am bisherigen expansiven Kurs von Geschäftsführer Oliver Jaster festhalten. Unser Foto zeigt die Unternehmenszentrale in Paderborn. Nicht mitverkauft wurde die Tochterfirma Orga Systenms.
Stabswechsel bei Orga: Nachfolger von Oliver Jaster (l.) wird Philipp d'Andrea. Fotos: Orga

Safran entstand erst im vergangenen Mai durch Zusammenschluss der französischen High-Tech-Unternehmen Sagem und Snecma. Der neue Großkonzern teilt sich in die vier Kernbereiche Rüstung, Sicherheitstechnik, Kommunikation sowie Triebwerks- und Antriebstechnik. Der Jahresumsatz der Safran-Gruppe beläuft sich auf mehr als zehn Milliarden Euro. Die mehr als 56 000 Beschäftigten arbeiten in 30 Ländern. Hauptsitz von Safran ist Paris; Hauptstandort von Orga bleibt nach Angaben von Pressesprecherin Sonja Risse Paderborn.
Die 1972 gegründete Orga ist Anfang 2003 für einen Euro von der Authentos-Gruppe zur GW Card Holding des Bamberger Lotterieunternehmers Walter Günther und seines Partners Jürgen Wolf gewechselt. In Günters Besitz bleibt die Orga Systems mit 350 Mitarbeitern und einem Umsatz von 34 Millionen Euro. Der Unternehmensteil, der zu Safran wechselt, zählt 1554 Beschäftigte und einen Umsatz von 167 Millionen Euro. Orga gehört damit weltweit zu den fünf größten Chipkarten-Anbietern. Ihr Ziel, schon vom bisherigen Vorsitzenden der Orga-Geschäftsführung, Oliver Jaster, formuliert, ist eine Verdoppelung der Umsatzes bis 2007 und Platz 3 der Branche.
Der Fusionspartner von Orga, die Sagem Défense Sécurité, ist der weltweit größte Anbieter biometrischer Systeme zur Identifizierung (ID) von Personen. Gemeinsam werden der Umsatz auf 300 Millionen Euro und die Mitarbeiterzahl auf 1800 steigen.
Nach Angaben Sonja Risses überschneiden sich die Geschäftsbereiche der beiden Unternehmen kaum. Während Orga 83 Prozent des Umsatzes mit den SIM-Karten für die Telekommunikation erzielt, haben sich die Pariser auf Bankkarten und Systeme zur Identifikation von Personen spezialisiert. Beide engagieren sich im Gesundheitssektor. Die von Orga entwickelte Gesundheitskarte sollte eigentlich im Jahr 2006 bundesweit eingeführt werden. Sie wird sich aber nun infolge der Neuwahlen und den aktuellen Problemen bei den Koalitionsverhandlungen in Berlin verzögern. Auch im Export ergänzen sich beide Unternehmen. Orga verzeichnete seine Erfolge außerhalb Europas vor allem in Indien, Südamerika und Russland, Sagem dagegen in China.
Der neue Chef, Philipp d'Andrea, wird von Safran Orga von Paris und Paderborn aus leiten. Bei einer Betriebsversammlung kündigte er die Fortsetzung des bisherigen expansiven Kurses an. Entsprechend beabsichtige er, dem Umsatz folgend die Mitarbeiterzahl schrittweise zu erhöhen.
Nach der Krise vor drei Jahren hat Jaster Orga wieder in die schwarzen Zahlen geführt. Risse zufolge wurde der Verkauf an die kapitalkräftige Safran-Gruppe von den Mitarbeitern positiv aufgenommen. Französisch-Kurse hätten jetzt Konjunktur. Über den Verkaufspreis wurden gestern keine Angaben gemacht. Die Übertragung steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung durch die Kartellbehörden.

Artikel vom 28.09.2005