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35 Mal: Mörder missbraucht Kinder

Straftäter verging sich bei Freigängen aus Bielefelder Gefängnis an Opfern

Von Jens Heinze
Bielefeld (WB). Ein verurteilter Mörder steht seit gestern wieder vor dem Bielefelder Landgericht. Joachim J. (45) missbrauchte als Freigänger aus der Justizvollzugsanstalt Bielefeld-Senne in 35 Fällen Kinder und Jugendliche. Dem Angeklagten droht jetzt die lebenslange Sicherungsverwahrung.
Missbrauchte beim Freigang Kinder: der verurteilte Mörder Joachim J.

Eine zwölfköpfige Ermittlungskommission der Bielefelder Polizei hatte Ende vergangenen Jahres nach Monate langer Jagd dem 45-Jährigen das Handwerk gelegt. Von Anfang 2004 bis Mitte November versetzte Joachim J. zahllose Eltern vor allem im Süden der Großstadt Bielefeld in Angst und Schrecken - immer wieder berichteten Kinder von einem Mann, der sich an Schulen, Spiel- oder Sportplätzen entblößte und an seinem Geschlechtsteil herum manipulierte. Auch bot Joachim J. bei seinen perversen Auftritten - Tatorte waren neben Bielefeld die Städte Krefeld, Dortmund und Beckum - Jungen Geldbeträge zwischen einem und 50 Euro für sexuelle Handlungen an.
Gestern zum Auftakt des insgesamt viertägigen Prozesses hat der Angeklagte alle 35 Missbrauchsfälle gestanden. Sein jüngstes Opfer, so räumte der Mann ein, sei erst fünf Jahre alt gewesen.
Wie Joachim J. vor der 3. Großen Strafkammer des Landgerichtes Bielefeld aussagte, fühlt er sich seit der Pubertät zum gleichen Geschlecht hingezogen. Deswegen war der Angeklagte, der nach dem Tod der Mutter und dem Abgleiten des Vaters in die kriminelle Szene vom zweiten Lebensjahr an in Kinderheimen aufwuchs, schon mehrfach mit dem Gesetz in Konflikt geraten. So saß Joachim J. als junger Mann Anfang der 80-er Jahre nicht nur in deutschen, sondern auch in Gefängnissen in Spanien und Italien ein.
Seine immer tieferen Verstrickungen in die homosexuelle Stricherszene führten schließlich auch zur Bluttat in Köln. Im Unicenter der Rheinmetropole erschlug Joachim J. im Juni 1987 seinen Freier, den Kaufmann Karl-Heinz R. Obwohl das Opfer erst nach vier Monaten gefunden worden war, entging der in Wanne-Eickel geborene Täter nicht seiner Strafe. Am 9. August 1988 wurde Joachim J. vom Landgericht Köln wegen Mordes und schweren Raubes zu lebenslanger Haft verurteilt.

Artikel vom 28.09.2005