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Nummer 112
war Eltern unbekannt

Kind schwer verletzt

Bergkamen (dpa). Ein türkisches Kleinkind ist in Bergkamen durch einen Stromschlag schwer verletzt worden, schwebte aber gestern nicht mehr in Lebensgefahr. Der eineinhalb Jahre alte Junge liege aber weiterhin im Krankenhaus, sagte der Sprecher der Kreispolizei Unna, Martin Volkmer.
Der Junge hatte am Dienstag beim Spielen in einem Abstellraum versehentlich ein unter Spannung stehendes Kabel berührt und einen lebensgefährlichen Schlag erlitten. Ein Notarzt konnte sich allerdings erst 20 Minuten später um das Kind kümmern, weil die 26 Jahre alte türkische Mutter und andere türkische Hausbewohner die bundesweit einheitlichen Notrufnummern 112 und 110 nicht kannten. Die Rettungskräfte waren schließlich durch eine deutsche Hausbewohnerin alarmiert worden.
Die Polizei will nun ermitteln, warum in dem Raum ein nicht isoliertes Kabel lag. »Wir gehen nicht von Vorsätzlichkeit aus«, sagte Volkmer. Auch solle geklärt werden, warum der Mutter zunächst niemand helfen konnte. »Denkbar ist der Tatbestand der unterlassenen Hilfeleistung.«
Die Kreispolizeibehörde will außerdem mit der Stadt Bergkamen ein Konzept entwickeln, um die Informations- und Kommunikationsdefizite bei Ausländerfamilien zu verringern. Dabei will man vor allem an Multiplikatoren wie etwa Gemeindevorsteher herantreten und sie bitten, die entsprechenden Informationen etwa über das deutsche Rettungswesen weiterzutragen.
Nach Angaben Volkmers gibt es bereits seit längerem entsprechende Broschüren auf Türkisch. »Die Informationen sind vorhanden, werden aber nicht genutzt.«

Artikel vom 29.09.2005